Als Ziel für unsere erste Motorradreise im Jahr 2012 hatten wir (Lore, Kalle und Wolfgang) uns den Balkan ausgesucht. Starten wollten wir schon wie 2010 auf der Frühjahrshütte in Rinnen. Von hier wollten wir zum Mittelmeer, um zunächst mit der Fähre nach Igoumenitsa in Griechenland zu gelangen, von wo aus wir uns dann langsam Richtung Heimat auf den Weg machen würden.
Als Fährhafen suchten wir uns ursprünglich Venedig aus, von wo am Montag um 18:00 Uhr eine Fähre starten würde. D.h. für uns, wir haben zwei Tage Zeit um von Tirol nach Venedig zu gelangen. 3 Wochen vor unserem Start checkten wir nochmal die Fährpläne und stellten fest, dass diese Fährverbindung für die Monate April und Mai eingestellt wurde. Wir mussten also umdisponieren. Die Alternative war mit Ancona als Abfahrtshafen schnell gefunden. Allerdings fährt hier die Fähre bereits nachmittags um 14:00 Uhr ab. Das hieß für uns 200 KM längere Anfahrt bei 4 Stunden weniger Zeit.
In der Vorbereitung zur Reise mussten an Lore´s und meinem Moped noch die Kupplungen gewechselt werden. Als Christian bei meiner Q den Kupplungswechsel vornahm stellten wir auch noch einen Defekt an einer Getriebewelle fest. So ein Mist – wir benötigten auf die Schnelle noch ein Getriebe. Nach einer kurzen Panikattacke konnten wir alles relativ günstig und schnell regeln. Der 11. Mai der Tag der Abreise konnte also kommen.
Tag 1 Freitag 11. Mai 2012 211 KM
Lore startete als Erste zur Frühjahrshütte. Sie wurde gegen 11 Uhr von Matthias abgeholt. Gemeinsam fuhren sie nach Tirol. In Schongau kam dann noch Markus dazu. Christian, mit dem sie sich am Plansee verabredete verpassten die drei. Den traf wiederum Wolfgang, der erst nachmittags in Dasing losfuhr in Reutte (ohne Verabredung). Ich fuhr erst gegen halb Fünf in Augsburg los und genoss die Fahrt bei unglaublich warmen Temperaturen nach Süden. Es war einfach herrlich vorbei an blühenden Frühjahrswiesen in Richtung der noch verschneiten Berge zu fahren. In Rinnen trafen wir letztlich alle zusammen und konnten einen sehr unterhaltsamen Hüttenabend genießen.
Tag 2 Samstag 12. Mai 2012
Leider hatte der Wetterbericht recht behalten. Über Nacht waren die Temperaturen empfindlich nach unten gerutscht und es regnete wie aus Eimern. So splittete sich für heute die Gruppe. Christian, Markus, Matthias und Rudi wollten trotz des Sauwetters Moped fahren, Wolfgang zog es vor in der Hütte auszuspannen, Lore und ich fuhren gemeinsam mit Tanja (sie war mit dem Auto angereist) nach Nesselwang in die Therme, wo wir ebenfalls einen Gemütlichen einlegten. Am Abend dann in der Hütte folgte erneut ein sehr lustiger Abend, der traditionell Samstags etwas früher endete als am Vortag.
Tag 3 Sonntag 13.Mai 2012 503 KM
Genau um 8:00 Uhr, wie anvisiert, starteten wir unsere Motorräder. Es war kühl, wolkenverhangen, aber es hatte aufgehört zu regnen. Über den mittlerweile wohlbekannten steilen Schotterweg gelangten wir zur Hauptstraße. Es ging talwärts nach Bichlbach, wo wir die Fernpassroute erreichten. Bei wenig Verkehr kamen wir relativ zügig voran. Über den Fernpass erreichten wir Imst und Landeck und bogen nach Süden in das obere Inntal ab. Die Wolken wurden immer weniger – mittlerweile überwog die Farbe Blau. In Pfunds nutzten wir die einigermaßen humanen Spritpreise und füllten unsere Tanks bis zum Rand. Dann rollten wir über den Reschenpass nach Italien. Am Reschensee an der berühmten versunkenen Kirche legten wir eine wirklich nur sehr kurze Pause ein. Es war zwar sonnig aber doch ziemlich kalt (die Eisheiligen legten sich ganz schön ins Zeug). Verstärkt wurde dieser Eindruck durch sehr heftigen Wind.
Wir hofften, weiter talwärts wieder wärmere Temperaturen vorzufinden. Das traf dann auch zu. Bei herrlichem Wetter näherten wir uns durch den Vinschgau Meran, das wir aber links liegen ließen. Es ging hinauf in die Berge. Über den Gampenpass verließen wir Südtirol und waren im Trentino angekommen. Leider wurden die Wolken wieder mehr. In Trento war der Himmel wieder komplett Grau.
Wir verließen Trento Richtung Südosten. Ein letztes Mal erklommen wir eine kurvige Bergstraße. Noch vor wir oben angekommen waren erreichten wir die Wolkendecke und es wurde sehr neblig. Gott sei Dank nur eine kurzes Stück, dann ging es wieder in Richtung Tal. Ein paar Serpentinen, viele Kurven, so erreichten wir das Ende der Alpen. Über das Val d´Astico gelangten wir in die Poebene. Es wurde monotoner. Die einzige größere Stadt die wir passieren mussten war Vicenza. Der Verkehr hielt sich aber auch dort in Grenzen. Ferrarra ließen wir rechts liegen und so erreichten wir nach Argenta unser heutiges Tagesziel San Biagio. In einer Bar quartieren wir uns ein. Die Suche nach Essbarem gestaltete sich etwas schwierig. Der erste Weg den wir einschlugen ging in ein Wohngebiet, wo wir kein Restaurant o. ä. finden konnten. Wir marschierten zurück zur Bar. Unser Wirt Paolo gab uns einen Tipp. Nur ein paar hundert Meter weiter an der Hauptstraße fanden wir eine tolle Pizzeria. Allerdings heute am Muttertag war alles reserviert und wir bekamen keinen Platz und das, obwohl wir alle drei mächtig Hunger hatten. Wir ließen uns drei Pizzen zubereiten, die wir dann, im Karton serviert, am Straßenrand verzehrten. Ausgeklungen ist der Abend dann in unserer Bar bei einem Bierchen.
Tag 4 Montag 14. Mai 2012 190 KM + ca. 750 KM auf See
Bei sonnigem aber kühlem Wetter fuhren wir um 8:00 Uhr im Hotel ab. Die vom Navi prognostizierte Ankunftszeit von 11:30 Uhr konnten wir zunächst gar nicht glauben. 3,5 Stunden für 180 KM ? Es blies ein heftiger Wind als wir durch schnurgerade Straßen Richtung Ravenna fuhren. Kurz vor Ravenna wechselten wir auf eine 4-spurige Tangentiale, die uns schnell an der Stadt vorbeiführte. Dann sahen wir in einem Industriegebiet einen riesigen BMW-Händler. Wir stoppten und Lore konnte Ersatz für die gestern ausgefallene Birne beschaffen. Da auch eine Mopedwerkstatt dabei war ließ Lore die Birne auch gleich noch einbauen, was uns das lästige Gepfrimle beim Lampenwechsel ersparte. Die Bezahlung war dann ein nettes Lächeln von Lore - sehr kundenorientiert.
Dann ging es bei mittlerweile wieder wolkenverhangenem Himmel weiter Richtung Süden und wir erreichten einen bekannten Badeort nach dem anderen. Cesenatico, Rimini, Cattolica und wie sie alle heißen. Langsam verstanden wir auch die Ankunftszeit. Ein Ort reihte sich an den anderen. Wir schlichen von einem Kreisverkehr zum nächsten, nur manchmal unterbrochen von Ampelstops. War das lästig. Obwohl wir schon lange nur wenige hundert Meter vom Meer entfernt fuhren, bekamen wir es erst wesentlich weiter südlich in Pesano zu Gesicht. Allerdings war es vom heftigen Wind sehr aufgewühlt und war alles andere als „Azzurro“. Endlich erreichten wir unser Tagesziel Ancona. Wir enterten einen „Lidl“ um uns noch Vorräte für die Fährfahrt zu beschaffen.
Weiter ging es zum Fährhafen, den wir schließlich um 12:45 Uhr, also eine gute Stunde vor Abfahrt der Fähre erreichten. Hier ging alles relativ zügig und schnell. Der Ticketkauf und das Boarding waren schnell erledigt. Schnell noch die Mopeds verzurrt, alles was wir für die Überfahrt benötigten ausgepackt und wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen an Bord.
Vom Schiff herab konnten wir noch die schöne Altstadt von Ancona und das Beladen der Fähre beobachten. Abgelegt hatten wir dann schließlich mit einer dreiviertel Stunde Verspätung. Nachdem wir den ersten Teil unserer Verpflegung vernichtet hatten, verkrochen wir uns in die Mainlounge. Hier versuchten wir ein wenig auszuruhen, was dann irgendwann von einem der Ober durch ein „don´t sleep here“ unterbunden wurde. Okay dann ohne ausruhen. Zu späterer Stunde fanden sich in der Lounge immer mehr Leute ein die sich auch langlegten. Also auch von uns ein erneuter Versuch, der aber schließlich gegen halb Zwölf final von demselben Ober wieder gestoppt wurde. Gnadenlos weckte er alle Schlafenden auf. Wir packten unsere Klamotten und kehrten zu unserem ursprünglichen Plan, auf Deck mit Schlafsack und Isomatte zu schlafen, zurück. Wir pumpten unsere Matten auf und legten uns kurz nach Mitternacht schlafen.
Tag 5 Dienstag 15. Mai 2012 230 KM
So spät unsere Nacht begann, so früh begann der Morgen. Gegen 6:00 Uhr begannen ein paar Jungs mit Dampfstrahlern das Deck zu säubern => eine sehr unsanfte Art geweckt zu werden. So hatten wir schon sehr bald gepackt und konnten nach unserem Frühstück Korfu auf der rechten Seite und die griechische Küste auf der linken betrachten. Über uns und an der Küste strahlend blauer Himmel, dahinter in den Bergen alles wolkenverhangen => Blöd, dass wir ausgerechnet da hin wollen. Mit der gleichen Verspätung mit der wir ablegten, kamen wir auch an.
Ziemlich schnell konnten wir die Fähre verlassen und wir waren in Igoumenitsa. Noch ein Stop am Supermarkt und wir verließen die Stadt und die Küste. Sehr abwechslungsreich führten meist kleine Straßen durch die Berge im Hinterland der Küste. Es machte richtig Laune. Vorsicht war auf jedem Meter geboten. Schlaglöcher und viel Dreck, der offensichtlich nachts vom Regen auf die Straße gespült wurde, waren neben Hunden und Schafen, die immer wieder die Straße querten, reichlich vorhanden. Nach einem Dörfchen lag ein Hund mitten auf der Straße. Ich denk mir noch, schade, der hat die Überquerung der Straße wohl mit seinem Leben bezahlt. Ich wollte rechts vorbeifahren als er hochsprang und gemütlich davon trottete. Wenn er nicht wiederauferstanden ist, hat er also nur sein Mittagsschläfchen mittig auf der Fahrbahn gehalten. Warum er das machen konnte merkten wir nach und nach. Straßenverkehr war so gut wie nicht vorhanden.
Leider blieben wir nicht ganz vom Regen verschont. Immer wieder tröpfelte es für ein paar Minuten. Aber es war im Großen und Ganzen in einem erträglichen Rahmen. Schon um halb Drei erreichten wir unser heutiges Tagesziel Kastoria, das wunderbar auf einer Halbinsel in einem See liegt. Ein Hotel war schnell gefunden und so konnten wir unsere fehlende Dusche von gestern nachholen. Auch Wäsche waschen und Fotos sichern konnten wir in aller Ruhe erledigen.
Am frühen Abend begannen unsere Mägen laut zu knurren. Wir machten uns auf dem Weg was Essbares zu finden. Kurz darauf saßen wir bereits in einem kleinen Restaurant, wo wir uns eine Grillplatte und einen gemischten Vorspeisenteller schmecken ließen. Noch ein kleiner Spaziergang entlang des Kastoriasees. Dabei konnten wir außer bei uns heimischen Seevögeln auch Pelikane entdecken. Danach ging es gemütlich zurück in unser Hotel.
Tag 6 Mittwoch 16. Mai 2012 216 KM
Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel legten wir bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein um 8:00 Uhr los. Zunächst drehten wir noch eine Runde um die Halbinsel, die weit in den See ragt. Belohnt wurden wir mit superschönen Ausblicken über den See. Zurück in Kastoria steuerten wir zunächst einen Supermarkt an um unsere Wasservorräte zu füllen. Danach fuhren wir in Richtung der Berge.
Auf einsamen, kurvigen Straßen ging es hinauf auf rund 1800 m. Nordseitig waren noch Schneereste neben der Straße. Kurz vor es wieder talwärts ging stand auf uralten Schildern, die kaum noch zu lesen waren, irgendwas von Fotografieren verboten, was aber kaum wahrzunehmen war. Kurze Zeit später ein wunderbarer Blick auf die in Wolken gehüllten Gipfel. Dann ging es talwärts.
Ebenso kurvig und reizvoll wie es auch schon bergauf war. Im Tal angekommen öffnete sich eine saftig grüne Ebene umrahmt von grün bewachsenen Bergen. Alle Gipfel waren noch schneebedeckt. Schließlich erreichten wir eine etwas größere Stadt, Fiorina.
An einer Kreuzung stockte der Verkehr. Hinter mir das kurze Aufheulen einer Polizeisirene. Ich konnte aber nichts entdecken. Im Spiegel sah ich, wie Wolfgang mit dem Fahrer eines blauen PKW´s sprach. Es ging wieder etwas weiter und ich bog ab, konnte aber noch zurück auf Lore und Wolfgang blicken. Lore war in die Querstraße eingebogen, Wolfgang war am gestikulieren und deutete an, dass ich umdrehen soll. Was war das denn. Ich drehte und fuhr zu den beiden. Das blaue Auto, mit dessen Fahrer Wolfgang geredet hatte, entpuppte sich als ziviles Polizeifahrzeug, das jetzt auch mit einem Blaulicht versehen war. So nach und nach wurde klar, was die von uns wollen. Vor dem Gipfel, den ich auf dem Berg fotografierte, befand sich eine militärische Anlage von der aus ein Wachsoldat wohl gesehen und gemeldet hatte, dass ich ein Foto geschossen habe. Jetzt wurde es spannend. Zuerst machten wir ein wenig auf dumm und zeigten ihm die Helmkamera und erklärten den beiden, dass sie natürlich deaktiviert ist und wir auch nicht fotografiert hätten. Scheinbar gelang uns das so glaubwürdig, dass sie uns nach Kontrolle unserer Pässe weiterfahren ließen.
16 KM weiter erreichten wir die Grenze und reisten nach Mazedonien ein. Der erste Grenzer, ein Grieche, wollte nur ein paar Infos über unsere Mopeds. Die beiden mazedonischen Stationen nahmen es etwas genauer, aber es war dennoch alles relativ schnell erledigt. Jetzt hieß es erst Mal eine Tanke suchen. Wir hatten uns geweigert in Griechenland für teilweise deutlich über 1,80 € zu tanken. Kurz vor Bitola fanden wir eine top moderne Tanke, an der wir auch mit Kreditkarte zahlen konnten (1,35 € für den Liter Super waren schon deutlich angenehmer als vor der Grenze). Der erste Einheimische mit dem wir zu tun hatten war der Tankwart, mit dem wir in englisch eine sehr angeregte und lustige Unterhaltung führten. Er erklärte uns, dass Bitola eine sehr schöne und für Männer sehr angenehme Stadt sei, da das Verhältnis Frauen zu Männer bei 3:1 liege und die Frauen hier wohl besonders hübsch seien.
Im Zentrum Bitola´s fanden wir noch einen Bancomat, an dem wir uns etwas Bares besorgen konnten. Wir verließen die Stadt Richtung Westen. Über eine breit ausgebaute aber mit tiefen Schlaglöchern übersäten Straße ging es durch wunderbare grüne Landschaften nochmal hoch bis auf rund 1.500 Meter. Bergab näherten wir uns dem Prespasee, dessen Verlauf wir Richtung Süden folgten. Am Straßenrand ließen wir uns unsere restlichen Proviantvorräte schmecken.
Die Straße machte einen Schwenk nach rechts und wieder wartete ein nettes Bergsträßchen auf uns. Allerdings mussten wir höllisch aufpassen. Unzählige Schlaglöcher, herumliegende Steine in teilweise stattlichen Dimensionen und jede Menge Schmutz und Riesel auf der Fahrbahn bremsten unseren Vorwärtsdrang. Allerdings wurden wir mit herrlichen Ausblicken auf den Prespasee belohnt. Was für eine herrliche Landschaft. Nochmals erreichten wir 1500 m. Hier war es deutlich kühler als im Tal. Hatten wir gerade erst den Prespasee aus den Rückspiegeln verloren ging es vor uns wieder hinab ins Tal und wir hatten einen grandiosen Blick auf den Ohridsee, einem der ältesten Seen Europas.
In vielen Kurven und teilweise Engen Serpentinen ging es rasch hinab. Auf dieser Seite des Berges lag noch mehr Zeugs auf der Straße als auf der anderen. Auch ein kleines Schneefeld ragte ein Mal zu einem Drittel in die Straße. Im Tal angekommen fuhren wir erst mal ein paar Kilometer in den Süden bis kurz vor die albanische Grenze. Hier besuchten wir das Kloster Sveti Naum, das, inzwischen umgeben von einem Hotel, malerisch am See gelegen ist. Lore genoss noch einen Kaffee bevor es weiterging.
Am Parkplatz plauschten wir noch ein wenig mit zwei Mazedoniern und dann drückten wir die Starter. Nach knapp 30 Kilometer erreichten wir Ohrid, unser heutiges Ziel. Als wir dem Zentrum relativ nah waren, wartete an jeder Ampel eine Horde von Schleppern, die Zimmer vermitteln wollten. Einen pickten wir raus, der dann mit seinem Scooter vorausfuhr. Gar nicht so leicht, einem verrückten Einheimischen durch den Stadtverkehr zu folgen. Unterwegs versorgte er sich noch mit einer Pizza, die er lässig unter den Arm nahm. Wir landeten in einer kleinen Nebenstraße vor einem modernen neuen Gebäude. Zunächst hinderte die Tatsache, dass sich der Wirt ausgesperrt hatte uns daran, die Zimmer zu begutachten. Nach einer kurzen Unterhaltung zwischen Wirt und Schlepper schoss dieser wieder auf seinem Scooter davon, um kurz darauf wieder mit dem Schlüssel zurück zu kommen. Das Zimmer war genau so modern und neu, wie auch schon das gesamte Gebäude. Eine hypermoderne Dusche mit X Funktionen rundete das Ganze ab => und das für rund 50 € (3 Personen inkl. Frühstück).
Am Abend marschierten wir über die Strandpromenade in die Altstadt. Nach etwas Bummeln ließen wir uns noch Grillplatte bzw. Lore Tintenfische schmecken, bevor wir ins Hotel zurückschlenderten.
Tag 7 Donnerstag 17. Mai 2012 309 KM
Unser erster Blick aus dem Fenster zeigte uns – Regen. Also konnten wir uns Zeit lassen, der Deal mit unserem Wirt war, bei schönem Wetter Frühstück um 8:00 Uhr, bei schlechtem um 8:30 Uhr. So wurde es halb Zehn bis wir eingepackt in Regenklamotten losfuhren. Noch ein kurzer Stopp am Supermarkt bevor wir Ohrid Richtung Norden verließen. Eine kurvige Landstraße führte entlang eines Flusslaufes. Weder die tolle Straße noch die tolle Landschaft ließen sich bei Regen richtig genießen. Noch bevor wir Albanien erreichten ließ der Regen nach. Die Hauptstraße der letzten mazedonischen Stadt Debar glich eher einer Endurostrecke als einer Hauptstraße. Tiefe Löcher, Schotter und das alles mit viel Wasser. Dann zunächst der ziemlich heruntergekommene Grenzposten der Mazedonier, danach der der Albaner. Hier verlief alles reibungslos. Schon kurz hinter der Grenze begann eine neu geteerte Straße. Wow, die haben schöne Straßen hier – glaubten wir. Schon nach wenigen Kilometern endete diese Straße abrupt und was dann kam war unglaublich. Die schlechteste Straße die wir je erlebt hatten. Löcher, Hügel, Sandhaufen und und und. Wir konnten nur selten mehr wie 20-30 KM/h fahren. Durch die Tatsache, dass sowohl der Gegenverkehr als auch wir immer wieder diversen Hindernissen ausweichen mussten ergaben sich zusätzlich spannende Situationen. Dann tauchten die Häuser einer größeren Stadt vor uns auf, Peshkopi. Hier werden wir mal versuchen Geld am Automaten zu holen. Als wir durch die Hauptstraße rollten, die einer Schotterpiste ähnelte, glaubten wir, dass wir alles finden werden aber keine Bank, geschweige denn einen Bancomaten. Als letzten Versuch folgten wir der Beschilderung einer Touristinfo und siehe da, wir erreichten eine Straße in der sich eine Bank an die andere reihte. Während ich den Bankautomaten um ein paar Lek erleichterte wurden Lore und Wolfgang von allen Seiten angequatscht.
Wir zogen es vor dieses Stadtgewühl schnellstmöglich wieder zu verlassen. Über kleine Landstraßen mit den obligatorischen Schlaglöchern fuhren wir weiter Richtung Norden. Am Straßenrand viel Schulkinder, die gerade ihren Nachhauseweg angetreten hatten. Sie alle winkten uns zu und freuten sich, so was Exotisches wie unsere BMW´s zu sehen. Über eine abenteuerlich anmutende Brücke überquerten wir einen Fluss, dessen Verlauf wir noch lange folgen sollten. Die „Teerdecke“ endete und ab jetzt holperten wir über Schotterstraßen. Die Temperaturen waren im einstelligen Bereich und es pfiff ein heftiger Wind. Bei einer kurzen Pause freuten wir uns über die ersten Kilometer Schotter. Dass davon noch mehr als achtzig weitere inkl. einiger Schlammpassagen und Wasserdurchfahrten folgen sollten die das Ganze garnieren, wurde uns in den nächsten Stunden bewusst. Wie abgeschieden leben die Menschen in den Dörfern die wir passierten. Es ging bergauf, bergab und wir glaubten schon nicht mehr, dass wir jemals wieder auf eine geteerte Straße stoßen würden. Es war schon nach halb Sechs als wir mit Kukes wieder eine größere Stadt erreichten.
Wir tankten und beratschlagten uns über die Weiterfahrt. Wir wollten noch bis nach Fierze, und das waren noch rund 120 KM Fahrt. Da in Fierze um 7:00 Uhr morgens eine Fähre ablegt die wir erreichen wollten, beschlossen wir, obwohl wir alle schon ziemlich erledigt waren, weiter zu fahren. Auf der Hauptstraße klaffte erst mal ein großes Loch – uups, hier fehlte der Kanaldeckel. Dann stießen wir auf eine Straßensperre – hmm, keine Umleitungsbeschilderung oder ähnliches. Wir wurden von einem Fahrer eines Kleinbusses angesprochen, der uns deutete ihm zu folgen. Er führte uns über eine Schlammpassage, die durch eine Wiese führte, um diese gesperrte Straße. Okay, hier wurden die Umleitungsstrecken selbst gebastelt. Ein paar Kilometer befuhren wir eine autobahnähnliche Straße, bevor wir rechts auf eine kleine Landstraße abbogen. Es folgten über 50 Kilometer reinstes Kurvenvergnügen auf einer relativ guten Straße. Wie eine Schlange wand sich die Straße durch die Berg- und Hügelwelt.
Die restlichen gut 70 Kilometer waren landschaftlich nicht weniger reizvoll. Auch Kurven waren noch reichlich vorhanden, allerdings war die Straße relativ schmal und auch in weitaus schlechterem Zustand als noch zuvor. So ging es deutliche langsamer vorwärts und es begann zu dämmern. Als wir in Fierze ankamen war es bereits dunkel und wir hofften inständig ein Hotel zu finden. Vor einem Geschäft stand ein Mann, den ich gleich mal fragte. Bei der Frage „Hotel“ deutete er auf sich und begann sofort zu telefonieren. Er lief los und deutete uns, ihm zu folgen. Gleich ums Eck dann das „Hotel“. Es war ein altes Haus, in dem der Mann wohnte und in dem wohl frühere Mietwohnungen spärlich möbliert vermietet wurden. Egal, Hauptsache ein Bett. Wir bezahlten gleich die Zeche (30,-- € für drei Personen). Dann marschierten wir noch in das gegenüberliegende „Restaurant“ (ein barähnlicher Ausbau im ersten Stock über einer Tankstelle) wo es einen sehr leckeren Salat und Gegrilltes gab. Dazu noch ein Bier und abschließend eine Art Obstler, den uns der Wirt spendierte. Auch hier der Preis für unsere Verhältnisse der Hammer – 14 € für uns alle. Was nicht so toll war, als wir nach der Fähre nach Koman fragten erfuhren wir, dass diese derzeit wegen Niedrigwasser nicht fährt. Ganz toll ! Der ganze Stress, abends noch hier her zu kommen war also vergebens. In unserer „Villa Rustica“, so nannten wir unser „Hotel“, studierten wir noch die Landkarten um einen Plan B für den morgigen Tag auszuarbeiten. Total erledigt krochen wir in unsere Betten – es war mittlerweile schon nach Mitternacht.
Tag 8 Freitag 18. Mai 2012 308 KM
Um halb Neun fuhren wir los. Da die geplante Fährfahrt die einzige Möglichkeit ist, den Ort in Richtung Süden zu verlassen, mussten wir 60 KM zurück in die Berge. Heute bei Tageslicht hatten wir zumindest die Möglichkeit, diese herrliche Landschaft zu genießen.
Dann endlich der Abzweig in Richtung Süden. Durch ein Flusstal wand sich die Straße in Richtung Shkoder. Nach unendlich vielen Kurven verließen wir nach und nach die Berge. Es wurde deutlich wärmer. Die paar Wolken, die wir bei Abfahrt noch am Himmel entdecken konnten waren weg. Die Infrastruktur hat deutlich zugenommen – bessere Straßen (die aber dennoch immer wieder mit Überraschungen aufwarten konnten), viele Dörfchen und alles etwas moderner als noch in den Bergen. Dann erreichten wir Shkoder. Die Straßen, wie scheinbar in allen Ortschaften, unterirdisch. Je mehr wir uns dem Zentrum näherten, desto mehr nahm auch der Verkehr zu. Was hier abging lässt sich schlecht beschreiben, man muss es erlebt haben. Von allen Seiten wurde gedrängt, es hupte überall, in jede Lücke die sich irgendwo auftat versuchte einer der Verkehrsteilnehmer rein zu stechen. An einer imposanten Moschee machten wir einen kurzen Stop um nochmal Geld für das finale Tanken in Albanien zu holen. Dann ging es weiter durch diesen Wahnsinn. Besonders aufgefallen sind uns die Radfahrer – die sind vollkommen „out of control“ und zwängen sich im Stau bevorzugt entgegen der Fahrtrichtung durch die Autoschlangen. Langsam lichtete sich der Verkehr als es wieder aus der Stadt ging. Während wir am Tanken waren schossen drei GSen an uns vorbei. Ich konnte noch ein Friedrichshafener Kennzeichen erkennen und erinnerte mich daran, im GS-Forum von einem Friedrichshafener über eine geplante Balkanfahrt gelesen zu haben. Ich sprang auf mein Moped um die Drei zu stoppen. Schon kurze Zeit später hatte ich sie eingeholt und gestoppt. Es waren tatsächlich die Jungs aus dem GS-Forum. Lore und Wolfgang waren mittlerweile auch wieder dazu gestoßen. Wir kehrten gemeinsam auf eine Cola ein und tauschten die Erlebnisse der letzten Tage aus.
Dann trennten sich unsere Wege wieder. Es folgte die längste 30 KM/h – Zone, die ich bisher gesehen habe. Eine breite sich gerade im Bau befindliche Straße. Wir merkten schnell, dass die vorgeschriebene Geschwindigkeit hier keinen Sinn macht – da wären wir sicher von hinten überrollt worden. So nach und nach steigerten wir das Tempo. Aber selbst bei TEMPO 100 wurden wir noch überholt. In den eingestreuten Schotterstücken waren wir allerdings die Kings. Dann die Grenze nach Montenegro. Der albanische Grenzbeamte erzählte uns was von „Montenegro von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr gesperrt“ - wir müssten wohl 3 Stunden warten. Och neeee......! Er schickte uns aber dennoch weiter zu den montenegrinischen Grenzern. Hier der übliche Check der Dokumente, dann wünschte uns der Grenzer einen „nice trip“. Hmmm – wir fuhren einfach mal los. Rechts standen viele LKW´s aufgereiht. Dann eine Barriere mit einem „GESPERRT“-Schild. Wir rollten langsam darauf zu. Zwischen den Absperrgittern eine Lücke, die breit genug war mit unseren Mopeds durchzufahren. Es hinderte uns keiner daran, weiter zu fahren. Auch keine Schreie, Pfiffe oder ähnliches. Also langsam weiter. Wir befuhren einen jungfräulichen Fahrbahnbelag, aus dem noch leichte Rauchschwaden aufstiegen und lecker nach frischem Teer duftete. Dann eine Baustelle. Einer der Straßenwalzenfahrer hupte, alle anderen gaben sich tiefenentspannt. Wir erreichten eine Teermaschine, die naturgemäß die komplette Straßenbreite beanspruchte. Okay, hier müssen wir vorbei. Die Bauarbeiter links von dem breiten Arbeitsgerät winkten uns zu sich. Zwischen Teermaschine und Abhang ein kleiner, mit grobem Schotter versehener Rand. Die Jungs halfen uns mit unseren schweren Maschinen, diesen Engpass zu überwinden.
Das war Millimeterarbeit. Wir hatten es geschafft, wir rollten zur anderen Seite der Sperrung. Puh, Glück gehabt. Jetzt bogen wir nach links ab und erreichten schon bald den riesigen Shkoder-See, der über eine in Europa einzigartige Tier- und Pflanzenwelt verfügt.
Nach Passieren des Sees wand sich die Straße in tollen Kurven hinauf in die Berge. Laut Navi müsste sich gleich hinter diesen Bergen das Mittelmeer befinden. Kaum oben angekommen hatten wir einen gigantischen Blick hinunter zum tiefblauen Meer. Wir „wedelten“ hinab ins Tal, um dann dem Mittelmeer nach Norden zu folgen. Ein kurzer Stopp in Sveti Stefan, einer malerischen Halbinsel, die ins Meer hinausragt, bevor es weiter Richtung Kotor ging.
Hierzu nahmen wir nicht den direkten Weg, um die komplette Bucht auf der Ostseite umrunden zu können. Ein einziger Traum. Die Dörfchen, die sich zwischen Bergen und Meer hineingezwängt haben. In Kotor angekommen konnten wir in relativer Nähe zu Stari Grad, der Altstadt, ein Apartment finden. Auch für unsere Mopeds gab es einen schönen Parkplatz. Von der Terrasse aus ein wunderschöner Blick hinunter zur Bucht.
Abends zogen wir los um die Altstadt zu erkunden. Die hat nicht umsonst das Prädikat „UNESCO-Weltkulturerbe“. Wunderschöne Häuser, malerische Gässchen -- wir konnten uns kaum satt sehen. Auf einem kleinen Platz in den Gassen der Altstadt genossen wir bei angenehmen Temperaturen unser Abendessen, bevor wir mit einem leckeren Eis aus der Eisdiele wieder in unsere Unterkunft zurückschlenderten.
Tag 9 Samstag 19. Mai 2012 240 KM
Am Morgen zeigte sich die malerische Bucht beim ersten Blick von der Terrasse schon im Sonnenlicht. Langsam glitt ein Kreuzfahrschiff an uns vorbei in den Hafen von Kotor. Der Tag begann ja schon mal gut. Gegen 9:15 Uhr schwangen wir uns auf unsere Maschinen. Wir passierten noch einmal die Altstadt bevor es hinauf in die Berge ging. In unzähligen Serpentinen wand sich die Straße entlang der Bergwand nach oben. Immer wieder atemberaubend schöne Blicke auf die Bucht. Als wir an einer kleinen Parkbucht den Blick genossen, stoppten drei GSen. Sie kamen aus England und wollten durch den Balkan in die Ukraine. Nach ein wenig Benzingequatsche ging es weiter.
Oben angekommen ging es zunächst über ein Hochplateau. Nach wie vor bewegten wir uns auf wunderbaren kurvigen Straßen. Unter uns tauchte eine größere Stadt auf (Cetinje), die wir nach unzähligen Kurven und Serpentinen auch erreichten. Auf gut ausgebauten Hauptstraßen fuhren wir weiter nach Podgorica. Wie schon zuvor Cetinje war auch hier der Stadtverkehr relativ easy (kein Vergleich zu Albanien).
Der eigentliche Plan sah vor, von Podgorica aus nochmal zurück nach Albanien ins Vermoshtal zu fahren. Hierzu hätten wir allerdings wieder die gesperrte Straße vom Vortag passieren müssen. Wir wollten unser Glück nicht überstrapazieren und blieben diesseits der Grenze. Richtung Norden tauchten wir langsam wieder in die Bergwelt ein. Entlang eines unwirklich türkisfarbenen Flusses schwangen wir uns durch ein kurviges Tal hinauf in die Höhe.
Wir erreichten Kolasin, einen Skiort in einem Hochtal. Wir bogen ab Richtung Westen, neben uns wieder ein Fluss, dieses Mal die Tara, deren Verlauf wir auf wunderbaren Straßen folgten. Ca. 10 KM hinter Kolasin sprang plötzlich ein Polizist auf die Straße und stoppte uns. Ich stieg ab und er sagte irgendwas von Radar – ups. Zunächst stellte ich mich mal blöd und zuckte mit den Schultern. Er deutet an, dass ich mit ihm mitkommen soll. Stolz zeigte er mir seine Radarpistole – im Display standen 87 KM/h. Erlaubt waren, wie er mir erklärte 50. Hmm. Er bat mich zu seinem Kollegen zu gehen der im Streifenwagen saß. Der fragte mich „do you speak english?. Auf ein „a little bit“ begann dann eine nette Unterhaltung. Zunächst die Frage wohin es geht gefolgt von der Feststellung „Ah …Tourist“. Auf seine Frage, wie uns Montenegro denn so gefalle fing ich an zu schwärmen. Er bat mich, doch die Gesetze des Landes zu beachten und zückte seinen Block mit den „Penalty Tickets“. Es folgte seine Erklärung, wie es denn nun weiter gehen würde. Er stellt mir ein Ticket aus. Mit diesem müsse ich nach Kolasin zur Post zurückfahren, es bezahlen, wieder zurück kommen und ihm den quittierten Beleg vorlegen. Dann würde ich auch meinen Pass zurück erhalten. „Is this okay for you“ fragte er. Meine Antwort: „It must be okay“. Ein kurzes Schweigen des Polizisten, dann wünschte er uns eine gute Reise und wir konnten weiterfahren. Puh, Glück gehabt.
Die Straßen schlängelte sich weiter der Tara entlang. Fahrspaß und Natur erleben im Einklang. Einfach toll. An einer Brücke, die sich über die Tara-Schlucht spannte, stoppten wir noch einmal. Zuerst ein Plausch mit zwei Jungs aus Bayern. die mit einer 650er GS und einer 40 Jahre alten MZ unterwegs ans Schwarze Meer waren. Sie waren gerade abgefahren als ein Schweizer Paar mit einer 800er GS ankam. Also weiter quatschen. Sie erzählten uns, dass sie seit 18 Tagen unterwegs seien und insgesamt 4 Monate geplant hatten. Über das Schwarze Meer ins Baltikum und hinauf zum Nordkapp – so ihr Plan.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten fuhren wir die letzten 20 Kilometer nach Zabljak wo wir uns im „Ski Hotel“ einquartierten (den Tipp hierfür gab uns Mato, einer der drei GS-Fahrer vom Vortag). Hier verbrachten wir einen gemütlichen Abend im Hotel mit super leckerem Essen im Hotelrestaurant.
Tag 10 Sonntag 20. Mai 2012 260 KM
Im Frühstücksraum des Hotels trafen wir auf drei Österreicher, die ziemlich spät am Abend mit ihren KTMs ankamen. Beim Versuch, einen durch Schnee gesperrten Pass zu umgehen hatten sie wohl heftigste Schotterpassagen bewältigen müssen. Während des Frühstücks plauderten wir noch mit den Jungs bevor wir kurz nach Neun abhauten. Wir verließen Zabljak Richtung Süden und gelangten zunächst auf ein saftig grünes Hochplateau, das wir durchquerten. Es boten sich unglaublich schöne Bergpanoramen. Eine ziemlich neue und toll ausgebaute Straße schlängelte sich talwärts. Wir kamen sehr zügig voran.
In Niksic bogen wir ab Richtung Westen mit weiterhin rundum tollen Ausblicken. Wir näherten uns der bosnischen Grenze, die wir, wie auch schon die Grenzen zuvor, problemlos passierten. Mittlerweile waren wir schon wieder auf über 1.000 Höhenmeter angekommen. Nach der Grenze eröffneten sich unglaubliche Ausblicke in das vor uns liegende Tal.
Wir kurvten hinab und gelangten an einen Fluss, dessen Verlauf wir bis Cetinje folgten. Über kurvige Landstraßen erreichten wir schon gegen halb Drei Mostar, unser heutiges Etappenziel. Das anvisierte Hotel war leider schon ausgebucht, aber ein Telefonat der Rezeptionistin und ein paar Minuten später wurden wir von einem Mädel abgeholt, das in einem Hotel rund 200m entfernt arbeitete. Die Zimmer passten und somit hatten wir unsere heutige Bleibe gefunden.
Frisch geduscht zogen wir los in die nur wenige hundert Meter entfernte Altstadt. Die alte Brücke (Stari Most), die während des Balkankriegs komplett zerstört wurde war die Hauptattraktion. Hier tobte der Bär. Kaum vorstellbar, dass hier vor rund 20 Jahren sehr intensiv der Krieg tobte. An einigen Häusern waren noch Einschusslöcher zu sehen. Nach einer kompletten Runde um die Altstadt suchten wir uns ein nettes Restaurant mit Blick auf die alte Brücke.
Zurück in unserer Unterkunft setzten wir uns vor die Tür um etwas zu trinken. Als es dunkel wurde machten wir uns nochmal auf den Weg, die Altstadt zu umrunden. Nachts war diese noch reizvoller als ohnehin schon. Zurück im Hotel kuschelten wir uns in unsere Betten. Im Internet checkten wir noch den Wetterbericht für den nächsten Tag. In unserem morgigen Zielgebiet an der kroatischen Küste wurde für den Abend Starkregen vorhergesagt. Wir beschlossen etwas früher als die letzten Tage abzufahren, um diesem hoffentlich zu entgehen.
Tag 11 Montag 21. Mai 2012 331 KM
Gegen halb Neun legten wir los. Wir checkten aus und steuerten in Mostar erst mal eine Tanke an, um unseren Mopeds neuen Treibstoff zu verpassen. Wir verließen Mostar Richtung Westen. Morgens hatte es geregnet, d.h. die Straßen waren noch etwas nass, trockneten aber bei bewölktem Himmel aber Trockenheit nach und nach ab. Eine gute Stunde nach unserer Abfahrt erreichten wir die Grenzstation nach Kroatien. Anschließend ging es auf kurvigen Hauptstraßen durch eine grüne Hügellandschaft. Erst gegen halb Zwölf verließen wir die Hauptstraßen und nahmen erst mal ein paar Kilometer Schotter unter die Räder. Danach wieder Asphalt, jedoch auf erst mal schmalen Singletracks.
Ein paar Kilometer später erreichten wir eine etwas größere Straße. Nach wie vor bewegten wir uns mittig zwischen Bosnien und der Mittelmeerküste. Wir kamen zügig voran und erreichten am frühen Nachmittag das Mittelmeer.
Dann lag der wohl schönste Abschnitt der kroatischen Küste vor uns. Links von uns der Blick auf die Insel Pag, genossen wir für die nächsten rund 60 KM absoluten Kurvenspaß. Die Speed-Limits nahmen wir zur Kenntnis, konnten sie auf dieser Strecke aber beim besten Willen nicht einhalten. Gegen Drei kamen wir in Karlobag, das wir als unser heutiges Tagesziel gewählt hatten, an. Die Mopeds noch nicht richtig abgestellt begann der angekündigte Regen – Punktlandung !!! Nach Duschen und Umziehen genossen wir ein Bierchen im Wintergarten und konnten dabei dem Regen sogar Schönes abgewinnen. Anschließend noch ein gemütliches Abendessen im Hotelrestaurant.
Tag 12 Dienstag 22. Mai 2012 324 KM
Bevor es richtig losging kauften wir noch im Supermarkt Wasser ein und tankten unsere Mopeds in der örtlichen Tankstelle wieder voll. Unser Weg führte uns gleich ab Karlobag weg von der Küste hinein ins Velebit-Gebirge. Die ersten 10 Kilometer legten wir auf einer gut ausgebauten kurvigen Bergstraße zurück. Die Blicke hinunter auf das Meer und die gegenüberliegenden Inseln waren sehr eindrucksvoll. Im Anschluss ein schmaler Singletrack, der sich entlang des Berges dahin schlängelte. Die Teerdecke endete und auf Schotter und teilweise auch sehr schlammigen Untergrund ging es weiter. Erst nach 25 Kilometer durch die teilweise sehr mystisch wirkenden Wälder hatten wir wieder Teer unter den Rädern. Es folgten noch viele Kilometer auf schmalen Sträßchen, bevor wir wieder eine zweispurige Straße erreichten.
Diese führte uns dann rasch talwärts. Ein letzes mal tauchte das Meer unter uns auf. In Sveti Juraj erreichten wir wieder die Küstenstraße. Dieses Mal aber nur sehr kurz. Bis Senj konnten wir nochmal 10 Kilometer Kurvenräubern und bogen dann erneut ab ins Velebit-Gebirge. Auf einer schönen kurvigen Hauptstraße düsten wir hinauf. Ein paar PKWs und ein WoMo waren schnell überholt und es ging zügig weiter. Am Scheitel der Bergstrecke konnten wir einen letzten Blick auf die Adria und einige kroatische Inseln erhaschen. Wir bogen auf eine Nebenstrecke ab und konnten sehr lange die Abgeschiedenheit des kroatischen Hinterlandes genießen. Abwechslungsreich ging es durch die grüne Landschaft. Nur schade, dass es schon seit unserer Abfahrt ständig bewölkt war, aber zumindest war es trocken. Nur ganz vereinzelt rollten wir durch verträumte Dörfer. Ein Schwenk in einen Waldweg und schon hatten wir wieder 25 KM Schotter vor uns.
Nachdem wir auch dies bewältigt hatten, nahmen wir die letzten Kilometer Kroatiens unter die Räder. In Brod Na Kupi passierten wir schließlich die Grenze nach Slowenien. Ein letztes Mal Ausweiskontrolle und die EU hatte uns wieder. Der Verkehr wurde dichter je weiter wir uns Lubljana näherten und leider begann es wieder zu regnen. Der Plan sah für heute eine Übernachtung in der City Lubljana´s vor. Als wir allerdings die Hotelpreise auf uns wirken ließen, gab es einen neuen Plan. Wir fuhren an den Stadtrand, um uns dort einzuquartieren. Im Hotelrestaurant genossen wir riesige Pizze, die uns an den Rand des Platzens brachten und beim besten Willen nicht zu schaffen waren. Danach wollten wir uns nur noch lang legen.
Tag 13 Mittwoch 23. Mai 2012 363 KM
Der heutige Tag war sehr abwechslungsreich. Sowohl von den Strecken und der Landschaft, als auch vom Wetter. Doch der Reihe nach. Um viertel nach Neun als wir starteten hatten sich die letzten Regenwolken verzogen und die Sonne schien. Wir fuhren Richtung Norden. Vor den Bergen, auf die wir zufuhren, braute sich etwas zusammen. Schwarze Wolken türmten sich vor uns auf. Wir stoppten, um die Regenklamotten anzuziehen. Danach noch ein Tankstopp und wir verschwanden in einem schmalen Tal zwischen den Bergen. Eine kurvige Straße schlängelte sich entlang eines Flusses. Wie erwartet hatte es mittlerweile begonnen zu regnen. Wir gewannen an Höhe und erreichten zunächst ein Hochtal, danach den Seebergsattel und somit die Grenze nach Österreich.
Die erste Grenze seit Langem ohne Kontrolle. Auf österreichischer Seite ging es wieder talwärts. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, die Straßen waren aber leider noch nass. So mussten wir auf dieser herrlichen, mit vielen Kurven gespickten Straße unsere Gashand etwas zügeln. In Eisenkappel im Tal angekommen strahlte die Sonne und wir waren umgeben von blauem Himmel. Die Straßen trockneten nach und nach ab und der Fahrspaß kehrte wieder zurück.
Am Klippitztörl auf über 1.600 m genossen wir an einem Parkplatz die fabelhaften Ausblicke und ließen uns unsere Brotzeit schmecken. Vom Lavanttal herauf hörten wir in der Ferne schon Donnergrollen. Ein Blick in unsere weitere Fahrtrichtung verhieß nichts Gutes.
Bevor wir weiterfuhren also wieder in die Regenklamotten, die wir mittlerweile natürlich wieder eingepackt hatten. Es ging wieder talwärts. Leider nur die ersten Kilometer trocken, dann begann es zunächst leicht, nur kurze Zeit später sehr heftig zu regnen. Ein gewaltiger Gewitterregen prasselte auf uns herunter. Die Tropfen fühlten sich an wie Nadelstiche – vielleicht förderte es ja zumindest die Durchblutung. Erst eine Stunde später wurde der Regen leichter und hörte schließlich wieder auf. Mittlerweile hatten wir Kärnten verlassen und die Steiermark erreicht. Nach Judenburg erreichten wir die Triebener Tauernstraße, die uns ein letztes Mal für heute auf Höhen deutlich über 1.000 m führte. Wieder im Tal ein kurzer Kaffeestopp in Trieben,bevor wir den letzten Teil der Tagesetappe in Angriff nahmen.
Über ein kleines kurviges Bergsträßchen erreichten wir Admont, von wo wir in den Nationalpark Gesäuse abbogen. Erneut folgte die Straße einem Flusslauf durch ein wunderbares Tal. Um uns herum wundervolle Bergpanoramen. Am Ende des Tals fuhren wir einen weiten Bogen nach links, wo uns erneut ein Gewitterschauer heimsuchte. Dieses Mal aber nur 5 Minuten. Von nun an hatten wir für den Rest des Tages Sonne. Wir folgten etwas dem Verlauf der Enns bevor wir in die Hügelwelt des Mostviertels eintauchten.
In St. Peter in der Au, einem netten Marktflecken, fanden wir ein geschichtsträchtiges Gasthaus (es war früher z.B. eine Postkutschenstation) für die heutige Nacht. Nach einem Spaziergang gab es wie jeden Tag leckeres Abendessen mit anschließendem Verdauungsspaziergang durch´s Dorf. Zurück im Hotel wollten wir eigentlich schon auf´s Zimmer, aber Hans, ein einheimischer Trucker der auch in unserem Gasthaus wohnte, lud uns auf ein Bierchen ein. So sind wir in einer geselligen Runde vor dem Gasthaus gelandet und verbrachten einen sehr kurzweiligen Abend.
Tag 14 Donnerstag 24. Mai 2012 161 KM
Da unser heutiges Ziel Budweis nur noch 160 Kilometer entfernt war ließen wir es ganz ruhig bei einem gemütlichen Frühstück angehen. Wir tankten noch im Ort und so war es schon halb Elf, als wir St. Peter bei leicht wolkigem Himmel, aber Sonne verließen. Meist auf kleinen Nebenstraßen ging es nordwärts. Kurz hinter dem Ort Wallsee, der über einen sehr pittoresken Marktplatz und ein imposantes Schloss verfügt, überquerten wir die Donau über eine Staumauer.
Mittlerweile hatten wir den Mühlkreis erreicht. Nach wie vor wunderbare Landschaften um uns herum. Wir erreichten die tschechische Grenze und somit auch das letzte Reiseland dieses Urlaubs. Weiterhin auf Nebenstraßen fuhren wir durch viele Alleen nach Cesky Krumlov, wo wir einen kurzen Stopp einlegten.
Dann die letzten knapp 30 Kilometer nach Cesky Budejovice besser bekannt als Budweis. Wir quartierten uns im Zentrum in das Hotel Zatkuv Dum ein. Dieses Hotel hatten uns Rosi und Reinhold empfohlen, die vor Kurzem ebenfalls in Budweis weilten.
Nach Duschen und Umziehen zogen wir los, um etwas durch die sehr sehenswerte Altstadt zu bummeln. Ganz oben auf unserer Liste stand der riesige Marktplatz, der von wundervoll restaurierten Häusern umgeben ist. Hier gab es erstmal ein leckeres Eis. Danach erklommen wir einen Glockenturm, von dem wir die Aussicht auf Budweis und die Umgebung genießen konnten. Auf dem Weg zurück zum Hotel entdeckten wir ein kleines Motorradmuseum und mussten es natürlich auch besichtigen.
Im Hotel angekommen genossen wir bei herrlich warmen Temperaturen Cappuccino. Danach marschierten wir wieder zurück zum Zentrum um uns ein Restaurant für das Abendessen zu suchen. Versteckt in einer kleinen Gasse fanden wir unweit des Hauptplatzes genau das, was wir suchten. Wir genossen das leckere Abendessen und dazu ein frisch gezapftes Pilsener Urquell. Die Bäuche voll anschließend wieder ein Verdauungsspaziergang durch die City und in eine kleine nahegelegene Parkanlage, bevor wir den Rückweg zum Hotel antraten.
Tag 15 Freitag 25.05.2012 292 KM
Um halb Neun starteten wir unseren letzten gemeinsamen Tag. Wir rollten Richtung Westen aus der Stadt. Da wir für die heutige Etappe nur Hauptstraßen ausgewählt hatten kamen wir sehr zügig voran. Bereits kurz nach Mittag hatten wir schon knappe 200 Kilometer hinter uns. In Schwarzenfeld in der Oberpfalz trennten sich unsere Wege. Wolfgang nahm Kurs auf die Heimat, Lore und ich fuhren noch weiter in die fränkische Schweiz, wo wie immer an Pfingsten das Südstaatentreffen (Motorradtreffen des Boxer-Forums) stattfand. Wir erreichten unser Ziel bereits um 14:00 Uhr, von Wolfgang erreichte uns am späten Nachmittag eine SMS, dass auch er gut zu Hause angekommen war.
Wir fahren in den Balkan, erklärte ich meinen Kolleginnen, als die Frage nach unserem nächsten Urlaubsziel gestellt wurde.
„Bist du verrückt?“, kam als Antwort.
NEIN! Aber furchtbar neugierig auf Länder, die man früher wegen der politischen Lage nicht bereisen konnte.
Außerdem waren wir vor 2 Jahren die Küstenstraße bis nach Kotor gefahren und nach diesem Urlaub stand fest: Diese Gegend ist so traumhaft schön, wir wollen auch wissen, wie es weiter südlich ist.
Und wir wurden mit Natureindrücken belohnt, die man in Europa kaum noch findet. Tourismusfreie, unberührte Berglandschaften, darin eingebettet, tiefblaue Seen und den Traum (-oder auch Albtraum) eines jeden Motorradfahrers => asphaltfreie Straßen und Wege quer durchs Gelände.
Natürlich sahen wir auch große Armut, die Narben des Balkankrieges sind mancherorts noch deutlich zu sehen.
Die Infrastrukturen lassen auch noch sehr zu wünschen übrig, aber man erkennt auch die Bemühungen der einzelnen Staaten Verbesserungen auf den Weg zu bringen oder in den Tourismus zu investieren.
Landschaftlich war jedes Land auf seine Art einzigartig.
Eines hatten sie jedoch gemeinsam: Hilfsbereite und freundlich winkende Menschen am Straßenrand, neugierige, staunende Kinder und alle gaben sie uns das Gefühl, immer und überall willkommen zu sein.
Nach dieser Reise waren Wolfgang, Karl-Heinz und ich uns einig.
Wir haben im Balkan vieles noch nicht gesehen, dafür waren die 12 Tage viel zu kurz.
Deshalb werden wir mit Sicherheit noch einmal in diese traumhaft unbekannte Gegend reisen, um noch mehr zu sehen und zu „erfahren“.
Lore