Schon als wir im Juni 2013 in Odessa auf das Schwarze Meer blickten, beschlossen wir diese tolle Stadt wieder zu besuchen. Jetzt im Frühjahr 2019 sollte es endlich wieder so weit sein. Mit dabei natürlich wieder die vier Protagonisten aus 2013 Lore, Kalle, Christian und Wolfgang, ergänzt durch Birgit und Tommes. Anders als 2013 erfolgte die Anreise nicht über Rumänien, sondern über Tschechien, Polen, Slowakei, Moldawien und die Weiterreise über Weißrußland und Litauen. Was wir so alles erlebt haben, dazu gleich mehr.
Tag 1 Samstag 11. Mai 2019 348 KM
Gestern Abend erhielten wir die Nachricht, dass Tommes´ Visum nicht rechtzeitig angekommen ist, er aber am Samstag früh in München sein Visum ausgestellt bekommt. So starteten Lore, Wolfgang und ich wie geplant um 8:00 Uhr. Wann und wo wir die anderen drei treffen werden, besprechen wir telefonisch nach Erhalt des Visums. Kurz vor wir unsere BMWs starteten hörte es auf zu regnen. Bei relativ kühlen Temperaturen fuhren wir ostwärts Richtung Niederbayern.
Gegen 9:30 Uhr der erlösende Anruf von Tommes – er hat sein Visum und sie starten jetzt in München. Da wir deutlichen Vorsprung hatten, stoppten wir am ursprünglich vereinbarten Treffpunkt in Vilsbiburg und ließen uns ein zweites Frühstück schmecken. Währenddessen ging ein heftiger Regenschauer nieder, der aber pünktlich zu unserem nächsten Start wieder endete - perfektes Timing.
Wieder ein Anruf. Dieses Mal war es Christian. Sie waren nur noch eine knappe halbe Stunde hinter uns. Also runter vom Gas und an einer geeigneten Stelle auf die anderen warten. Bei Bad Griesbach stoppten wir, um zu warten. Dann der nächste Anruf. Ein genervter Christian berichtete, dass er in der morgendlichen Eile den falschen KFZ-Schein eingeschoben hat und sie nochmal umdrehen müssen und 170 KM zurück fahren. So vereinbarten wir, dass wir uns erst abends in Budweis am Hotel treffen werden.
Wir fuhren weiter, bei mittlerweile fast schönem Wetter. Ziemlich genau um 12:00 Uhr kreuzten wir bei Schärding den Inn und hatten somit Österreich erreicht. Über kleine Straßen ging es durch das Innviertel hinunter zur Donau, die wie bei Engelhartszell erreichten und kurz danach überquerten.
Im Mühlviertel angekommen gab es sogar erste Sonnenstrahlen. Bei Guglwald erreichten wir die Grenze nach Tschechien. Kurz darauf erste unangenehme Geräusche unter mir. Wir stoppten und hofften sie zu lokalisieren und bestenfalls abzustellen - leider erfolglos. Die Geräusche wurden intensiver.
In Cesky Krumlov hofften wir eine Werkstatt zu finden, was sich am Samstag Nachmittag als schwierig darstellte. An einem Taxistandplatz erhofften wir Tips. Einer der Taxifahrer telefonierte, aber leider erfolglos. Als wir gerade am Abfahren waren, kam er nochmal gelaufen und gab uns einen Hinweis. Etwas 5 KM nördlich von Cesky Krumlov soll es einen Mopedschrauber geben. Er malte uns den Weg dorthin auf und wir fuhren ab. Kurze Zeit später überholte er uns winkend und leitete uns direkt zu dem Schrauber ( sehr nett ). Hier erwartete uns ein etwas freakiger Typ, der sogar sehr gut deutsch sprach. Beim Blick auf mein Kennzeichen begann er zu lachen und erzählte, dass er mal in Dachau gewohnt hat (die Welt ist ein Dorf). Weniger lustig war dann seine Diagnose – das hintere Radlager ist hinüber. Waidwund und mit mahlenden Geräuschen unter mir fuhren wir langsam weiter bis Budweis.
Wir checkten in unserem Hotel in der Altstadt ein. Nach duschen und umziehen marschierten wir ein paar Häuser weiter und löschten unseren Durst mit einem leckeren Pilsner Urquell. Gegen halb sieben kamen auch die anderen drei bei mittlerweile wieder strömenden Regen an.
Nachdem auch Birgit, Christian und Tommes stadtfein waren, zogen wir los, um uns mit Essbarem zu versorgen. Leckeres Essen in der Nähe des zentralen Markplatzes und ein paar Budweiser ließen den Ärger des Tages schnell vergessen. Gegen halb zehn spazierten wir schließlich zurück ins Hotel.
Tag 2 Sonntag 12. Mai 2019 0 KM bzw. 284 KM
Auch morgens regnete es noch. Der Plan für heute sah so aus: Lore, Birgit, Christian, Wolfgang und Tommes fahren wie geplant weiter in den Norden Tschechiens nach Adrspach. Ich werde morgen versuchen mein technisches Problem bei dem hiesigen BMW-Händler zu lösen. Gegen neun brach der Rest der Truppe auf. Ich blieb erst mal im Hotel. Es war einfach zu nass und zu kalt um nach draußen zu gehen. Erst gegen Mittag als der Regen etwas weniger wurde marschierte ich los, um den BMW-Händler, den ich im Internet gefunden habe in Augenschein zu nehmen. Das sah alles ganz gut aus, ein modernes BMW-Motorrad und – Autohaus. Jetzt wenn sie noch ein Radlager im Regal hätten wäre alles gut - ich werde sehen.
So ging es wieder zurück Richtung City. Mittlerweile hatte ich schon mehr als 5 KM hinter mir und obwohl der Regen nicht sehr stark war, war ich mittlerweile ziemlich nass. So zog es mich in ein modernes Einkaufszentrum das heute am Sonntag geöffnet hatte. Hier war es wenigstens warm und trocken. Nachdem ich auch noch eine Latte Macchiato getrunken hatte machte ich mich wieder auf den Weg. zurück zum Hotel.
Später als es nur noch tröpfelte spazierte ich noch ein wenig durch die sehenswerte Altstadt. Am Marktplatz ließ ich mir ein leckeres Abendessen und ein Budweiser schmecken.
Gegen halb 5 kam eine Nachricht von Lore – sie sind gut in Adrspach angekommen. Später als wir telefonierten erfuhr ich etwas mehr über ihren Tag. Sie fuhren bis ca. 14:00 Uhr im Regen. Jetzt in Adrspach war es trocken aber sehr frisch. Die Temperaturen lagen deutlich im einstelligen Bereich. Unterwegs hatten sie in Kutna Hora die Knochenkirche besucht. In Adrspach werden sie noch eine Runde durch die Felsenstadt drehen.
Nachdem wir Karl-Heinz und sein defektes Moped in Budweis zurücklassen mußten, fuhren wir zu fünft zu unserer zweiten Station in Adrspach. Einen Zwischenstopp legten wir in der Beinkirche in Kutna Hora ein. Diese wurde ausgestattet mit tausenden von menschlichen Knochen, die in allen möglichen Bildern und Leuchtern zusammengestellt wurden. Das mag manchen makaber erscheinen, aber es hat durchaus seinen Reiz. Heute würde man sagen "Recycling" :) . Da das Wetter teilweise sehr bescheiden war (Wind, Regen) wärmten wir uns auf der zweiten Etappe des Tages an einer Tankstelle mit Kaffee und Kakao ein wenig auf. Wir erreichten unser Hotel um kurz vor vier. Nachdem wir uns umgezogen hatten besichtigten wir die "Steinerne Stadt" gleich gegenüber des Quartiers. Hier stehen viele riesige Felsblöcke im Wald. Wir spazierten staunend durch dieses Naturwunder. Hungrig ging es kurz vor sieben zurück ins Hotel, wo wir den Abend bei leckerem Essen, Bier und quatschen beschlossen.
Tag 3 Montag 13. Mai 2019 545 KM bzw. 335 KM
Ich war schon sehr früh wach. Eine gewisse Anspannung war nicht wegzudiskutieren. Ich hatte schon vor sieben alles gepackt. Gegen viertel nach sieben war ich abfahrbereit. Ich wollte einfach keine Zeit verlieren. Auf dem Weg zum BMW-Händler tankte ich gleich noch voll. Um halb acht war ich dann schon vor Ort. Obwohl sie erst um 8:00 Uhr öffneten sah ich schon jemanden. Ich klopfte mal zaghaft an und ich wurde rein gelassen. Der anwesende Herr war dann auch gleich der Serviceleiter Motorrad. Ich schilderte mein Problem. Er schaute sich mein Moped an, stellte dann die gleiche Diagnose. Er erklärte mir, dass seine 2-köpfige Werkstattcrew noch reichlich Arbeit hätte und sie erst nachmittags gegen 14:00 Uhr Zeit für mein Moped hätten. Auf meine Nachfrage hin versicherte er mir aber, dass heute alles fertig sein wird – wenigstens etwas. Ich stellte mich auf einen nie enden wollenden langweiligen Tag im Autohaus ein. Wenigstens der Ledersessel in dem ich Platz genommen hatte war bequem. Im Fernseher liefen Musikvideos und zwei Mädels versorgten mich mit Kaffee und Kaltgetränken.
In einer kleinen Tanke ein paar hundert Meter weiter holte ich mir ein Sandwich – ich hatte heute noch nichts gegessen und Hunger wie ein Wolf. Plötzlich sah ich durch eine Scheibe wieder Bewegung an meiner BWW und gegen halb zwölf kam der Serviceleiter grinsend mit erhobenen Daumen auf mich zu – das Moped ist fertig. Wow deutlich früher als erwartet.
Nach etwas Papierkram und Bezahlen gab ich das Ziel Krakau in mein Navi ein, also schon das gleiche Ziel wie der Rest der Truppe. Unterschied war, dass ich deutlich weiter dorthin habe. Immerhin habe ich 1 ½ Tage Rückstand. Unter Einbeziehung von Autobahnen prognostizierte das Navi eine Ankunft um kurz nach 5 – passt. Noch eine WhatsApp-Nachricht an die anderen, dann drückte ich den Starter und los ging´s. Zuerst ein wenig Landstraße, ein kurzes Stück Autobahn und dann wieder rund 50 Kilometer Landstraße. Danach bog ich wieder in eine Autobahn ein.
Es ging ostwärts Richtung Brünn, danach in einem Linksbogen Richtung Norden. Nach ziemlich genau 3 Stunden Fahrt und schon 300 Kilometern auf der Uhr stoppte ich – der Tank war leer, die Blase voll. Nachdem beides geändert war ging es gleich weiter. Die Ankunftszeit hat sich noch nicht verändert, 17:10 Uhr – läuft.
Gegen dreiviertel 4 passierte ich nach Ostrava die polnische Grenze. Hier war die Qualität der Autobahn deutlich besser als noch in Tschechien. Vorbei an Kattowitz war der Verkehr etwas dichter, es ging aber noch gut voran. Das änderte sich nachdem ich die Autobahn bei Krakau verließ. Hier war gerade Rush-Hour. Dennoch war ich gegen 17:20 Uhr an dem Häuserblock wo sich unser gebuchtes Apartment befand. Nach etwas suchen fand ich die Rezeption. Ich war tatsächlich noch vor den anderen da.
Als ich gerade den Papierkram erledigte, kam Christian zur Tür herein. Besser hätten wir das nicht ausmachen können. Die Mopeds konnten wir in einer Tiefgarage unterhalb des dreiteiligen Gebäudekomplexes parken.
Von hier führten diverse Aufzüge nach oben. Den richtigen davon zu finden war nicht so einfach. Immer wieder landeten wir in Fluren, dessen Zimmernummern entweder höher oder niedriger waren als unsere. Endlich im Apartment angekommen gab es erst mal eines von Tommes´ berühmt berüchtigten Schnäpschen. Als wir alle geduscht hatten spazierten wir in die nahe gelegene Altstadt. Mittlerweile hatte es wieder begonnen zu tröpfeln. Am großen zentralen Hauptplatz kehrten wir in ein Restaurant ein, das Tommes von einem früheren Krakau-Besuch kannte. Eine gute Wahl. Es wurde ein sehr sehr geselliger Abend.
Nach einem kräftigen Frühstück brachen wir ohne unseren Navigator Richtung Krakau auf. Da Wolfgang nicht als erster fahren wollte, und ich die einzig verbleibende mit Route auf dem Navi war, fuhr ich voraus. Das klappte erstaunlich gut. Nur 2 mal zeigte es keine Fahrtrichtung an. Aber auch das meisterten wir im Kollektiv. Ohne große Probleme düsten wir durch Polen. Mittags kam von Karl-Heinz die Nachricht dass sein Moped wieder fahrbereit ist und er sich auf den Weg macht. Obwohl ich wusste, dass es deutlich mehr als 500 KM waren, die er zu fahren hatte um uns einzuholen, war mir klar – abends sind wir wieder vereint :). Mit Christian hatte ich abgesprochen, dass er vor Krakau die Führung übernimmt, da ich es hasse durch eine große Stadt zu fahren. Ich hatte die Buchungsbestätigung vom Hotel in der Tasche, und anhand der Adresse lotste uns Christian zum Hotel – und oh Wunder – eine braune 800er stand bereits auf dem Gehweg. KH war über die Autobahn gedüst und ca. 20 Minuten vor uns eingetroffen. Punktlandung.
Tag 4 Dienstag 14. Mai 2019
Heute war Moped freier Tag. Deshalb ließen wir es sehr ruhig angehen. Erst mal gemütlich frühstücken. Leider regnete es nach wie vor. Die Temperaturen waren immer noch im einstelligen Bereich. Die Eisheiligen legten sich mächtig ins Zeug. Gegen 10 bummelten wir in Richtung der Altstadt. Nach einer ausgiebigen Runde über den Hauptplatz, durch die Tuchhallen und hinauf zur Burg gab es erst mal nen Kaffee. Noch ein T-Shirt kaufen im Hard-Rock-Café und dann erst mal zurück zu unserem Apartment. Wir mussten uns erst mal aufwärmen.
Gegen Abend marschierten wir dann nochmal los. Hinter dem Marktplatz kehrten wir in ein Restaurant mit polnischen Spezialitäten ein - Chłopskie Jadło, was übersetzt so viel wie Bauernessen bedeutet Hier genossen wir die deftige polnische Küche . Anschließend holten wir uns noch im Supermarkt um die Ecke Getränke, die wir uns dann im Apartment bei gemütlichen Zusammensein schmecken ließen.
Tag 5 Mittwoch 15. Mai 2019 387 KM
Auch heute Morgen regnete es nach wie vor hier in Krakau – frustrierend. Wenigstens konnten wir unsere Mopeds in der Tiefgarage noch im Trockenen packen. Gegen viertel nach neun ging es hinaus in die Nässe. Der Stadtverkehr war sehr dicht und so dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich die Stadtgrenze Krakaus hinter uns lassen konnten. In Wieliczka, südöstlich von Krakau tankten wir noch voll bevor es weiter südwärts in Richtung der hohen Tatra ging. Es regnete unaufhörlich und die Temperaturen waren nach wie vor im einstelligen Bereich. Es war um die Mittagszeit als wir endlich Zakopane erreichten. Hier hatte es gerade noch 3 Grad und auf den Dächern der Häuser lag frischer Schnee.
Wir hielten uns nur kurz auf, bevor es weiter ging. Nach Zakopane, vorbei an der Hohen Tatra sank das Thermometer noch weiter auf 1 Grad. Neben der Straße lag gute 10 cm hoch der Schnee. Stellenweise gab es sogar noch Schneematsch auf der Straße. Natürlich war es immer noch am regnen, die Sicht teilweise sehr sehr schlecht. Dann erreichten wir die Grenze zur Slowakei. Es ging langsam aber stetig abwärts und so wurde es langsam etwas wärmer, der Schnee am Straßenrand verschwand so nach und nach.
Relativ schnell war es dann vorbei mit dem Regen und sogar die Straßen waren trocken. In Spisska Bela stoppten wir erst mal um uns mit einem warmen Süppchen und Tee zu wärmen.
Bei der Weiterfahrt Richtung Osten setzte dann aber schon bald wieder heftiger Regen ein. So fiel der geplante Stop an der Zipser Burg im wahrsten Wortsinne ins Wasser. Nur im Vorbeifahren sahen wir die große Burganlage, die auf einem Hügel thronte. Erst hinter Presov hörte es dann auf zu regnen. So konnten wir die Landschaft um uns herum noch etwas genießen. Auf teilweise kleinen Nebenstraßen strebten wir unserem Tagesziel in Polen entgegen. Noch ein Tankstopp in Medzilaborce dann erreichten wir wieder die Grenze nachPolen. Auch jetzt nur noch rund 40 Kilometer vor unserem Ziel setzte noch ein Mal Regen ein, der uns bis zu unserer Ankunft weiter begleitete. Kurz nach sechs hatten wir dann Cisna erreicht, wo wir im Hotel Troll sehr urig unterkamen. Erst mal raus aus den nassen Klamotten und heiß duschen. Danach ein Bierchen und ein leckeres Essen. Den Abend ausklingen ließen wir auf einem unserer Zimmer.
Tag 6 Donnerstag 16. Mai 2019 210 KM
Der erste kontrollierende Blick aus dem Fenster zeigte zwar noch Wolken, aber keinen Regen – endlich. Ich dreht noch eine kleine Morgenrunde durch das Dorf. Im Vergleich zu den letzten Tagen war es auch merklich wärmer.
Wir fuhren hinein in den Bieszczady Nationalpark, der umrahmt von der Ukraine im äußersten Südosten Polens liegt. Die Straßen waren nur noch stellenweise leicht feucht. Außer uns waren kaum Fahrzeuge unterwegs als wir auf dem kurvigen Sträßchen das frische Grün des Frühjahrs genießen konnten. In einem U-Turn ging es weiter Richtung Nordosten.
In Ustrzyki Dolne bogen wir dann auf eine Hauptstraße, auf der wir wenige Minuten später an der ukrainischen Grenze landeten. Wir waren schon gespannt was uns erwartet.
Es ging aber schneller als befürchtet. Schon nach 50 Minuten hatten wir alle Stationen hinter uns. Erst die polnische Ausreise, dann Pässe und KFZ-Scheine abgeben an der ersten ukrainischen Kontrolle. Zwischendurch ein Check unseres Gepäcks. Dann gab es die Dokumente zurück, die dann an einem zweiten Schalter erneut abgegeben werden mussten. Als wir alle unsere Dokumente wieder zurück hatten, fuhren wir weiter bis zu einer Schranke. Hier mussten wir noch einen kleinen Handzettel abgeben, dann hatten wir die Grenze hinter uns und somit auch die osteuropäische Sommerzeit erreicht (+ 1 Stunde).
Die ersten Meter in der Ukraine ließen vermuten wir hätten an der Grenze in einer Zeitmaschine gesessen und uns in die Vergangenheit zurück versetzt. Die Häuser entlang der Straße alle recht einfach, die Autos meist sehr betagt und die Straßen übersät von Schlaglöchern. Wir fuhren zum Teil im Slalom um zumindest den größeren Löchern auszuweichen. Kurz begann es zu tröpfeln.
Auf einer kleinen Nebenstraße, die kaum als solches bezeichnet werden konnte, stoppten wir um ein wenig Pause zu machen.
Im nächsten Dorf endete dann die Teerdecke komplett. Erst wenige Kilometer später gelangten wir auf eine geteerte Straße. Wir passierten Sambir und waren dann auf einer großen Hauptstraße angekommen. Vorteil, die Schlaglöcher waren weg, Nachteil es ging fast nur noch kerzengerade dahin. Das mit dem Nachteil relativierte sich schnell, als es wieder begann zu regnen. So kamen wir zumindest schneller voran. Dann erreichten wir die Außenbezirke von Lviv (Lemberg), wo uns gleich mal ein Stau erwartete, der durch einen defekten Truck ausgelöst wurde. So nach und nach näherten wir uns dem Stadtzentrum. Der Verkehr wurde dichter. Die Straße war jetzt eine nasse sehr holprige Kopfsteinpiste, garniert mit immer wieder kreuzenden Straßenbahnschienen. Eine sehr unangenehme Mischung. Schließlich hatten wir es aber geschafft. Wir standen vor unserem Hotel am Svobody Prospekt.
Ich musste hoch in den 4. Stock um einzuchecken. Aufzug gab es natürlich keinen. Dann schafften wir unser Gepäck nach oben. Unsere Mopeds konnten wir dann nach etwas suchen um die Ecke in einem bewachten Innenhof parken. Es pisste mittlerweile wie aus Eimern. Zurück im Hotel dann raus aus den triefend nassen Klamotten und duschen. Danach zogen wir dann los, um durch das Zentrum zu bummeln. Gegessen haben wir dann in einem der vielen Restaurants. Zurück auf dem Svobody Prospekt direkt vor der Lemberger Oper waren viele Verkaufsstände. Hier lohnte es sich gemütlich durchzuschlendern. Wir kauften dann noch Wurst, Süßkram und zum Abschluss noch ein Gute-Nacht-Bierchen. Dann spazierten wir zurück zum Hotel.
Tag 7 Freitag 17. Mai 2019 284 KM
Bevor wir starten konnten, mussten wir erst mal los marschieren und unseren Mopeds holen. So schleppten wir erst mal unser Gerödel vom 4. Stock hinunter zur Straße. Birgit bewachte unser Gepäck, der Rest stapfte los um die BMWs zu holen. Gepackt war dann schnell und um kurz nach neun starteten wir unsere Motoren. Bei leichtem Tröpfeln steuerten wir unsere Maschinen zwischen Trambahngleisen über das nasse Kopfsteinpflaster. Die Verkehrsdichte war moderat und so kamen wir gut hinaus aus der Stadt. Noch vor der Stadtgrenze hörte es auf zu regnen und es wurde sonnig. Das sollte sich zum ersten Mal auf dieser Reise auch den ganzen Tag nicht mehr ändern. Über eine gut ausgebaute Straße erreichten wir Bibrka. Hier tankten wir unsere Mopeds und kauften im Supermarkt Brot und Käse.
Ein gutes Stück war die Strasse von guter Qualität, bevor wir in Rohatyn abbogen. Jetzt war die Straße wieder so, wie wir es hier in der Ukraine kennengelernt haben. Teilweise fehlte die Teerdecke komplett und der ganze Verkehr fuhr in Schlangenlinien, um zumindest den großen Schlaglöchern auszuweichen.
Gegen viertel nach elf nutzten wir erstmalig das schöne Wetter um am Straßenrand eine Brotzeitpause einzulegen – war das schön.
Danach fuhren wir weiter südostwärts. Die Straßen waren weiterhin von unterschiedlicher Qualität. Von gut bis grottenschlecht war alles dabei. Auch auf den vermeintlich besseren Straßen konnte man sich nie sicher sein nicht auf ein tiefes Schlagloch zu treffen. So erreichten wir gegen halb zwei Jaslowetz, wo wir in einem kleinen Dorfladen auf einen Kaffee einkehrten. Hier war die ganze Dorfjugend versammelt, die auf einen Bus warteten. Unsere Mopeds waren schnell im Mittelpunkt des Interesses. Es wurde posiert und fotografiert was das Zeug hielt.
Weiter ging´s noch rund 1 ½ Stunden bis zu unserem Ziel Czernowitz. Auch hier ging es zügig rein in die Stadt, die letzten Kilometer bis zur Unterkunft war es dann ziemlich zäh. Aber auch das war dann irgendwann geschafft. In einem tollen Hotel checkten wir ein, die Mopeds wurden sicher hinter einer dicken Eisenkette geparkt.
Im Hotelrestaurant konnten wir gleich noch essen, bevor wir im Anschluss noch etwas durch die City bummelten. Das Absackerbierchen gab es dann wieder im Hotel.
Tag 8 Samstag 18. Mai 2019 344 KM
Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es gegen 9:15 Uhr auf die Mopeds. Auf unglaublich schlechten Kopfsteinstraßen rollten wir südwärts hinaus aus der Stadt. In einem der nächsten Dörfer versorgten wir uns noch an einem Supermarkt, bevor es bei Sonnenschein weiter ostwärts in Richtung der moldawischen Grenze ging. Die Straßen waren wie schon am Tag zuvor von passabel bis grottig mit integriertem Schlaglochslalom.
Um 10 vor 12 tauchten dann die Grenzgebäude vor uns auf. Ein erster Stopp an einer geschlossenen Schranke. Ein bewaffneter junger Mann notierte unsere Kennzeichen auf dem obligatorischen kleinen Handzettel. Dann öffnete er die Schranke und wir fuhren hinein in die Grenzstation. Wir hielten erneut und es kamen zwei uniformierte Mädels auf uns zu. Eine moldawische und eine ukrainische Grenzbeamtin. Sie sammelten Pässe, Fahrzeugscheine und Handzettel ein. Sie wurden in einem Häuschen zunächst von der einen, dann von der anderen bearbeitet. Nach und nach bekamen wir unsere Dokumente zurück, die wir dann wieder im nächsten Häuschen abgegeben mussten. Dann wurden noch die grünen Versicherungskarten geprüft und wir waren fast fertig. Wieder ging es zu einer verschlossenen Schranke, an der wir dann noch den mehrfach abgestempelten Handzettel abgeben mussten. Jetzt öffnete sich die Schranke und schon nach 40 Minuten hatten wir es geschafft. Bei der Weiterfahrt kam Wind auf und die Sonne verschwand hinter dunklen, kurze Zeit später hinter schwarzen Wolken. Es sah so aus, als behielte die Schlechtwetterprognose wieder mal recht. Wir stoppten, um noch trocken ein wenig zu essen.
Kurz nachdem wir dann wieder gestartet waren erwischte und das erste Gewitter. Der Himmel öffnete seine Schleusen und ein Wolkenbruch ging auf uns nieder. Als dann noch Blitz und Donner gleichzeitig auftraten stoppten wir erst mal an einer Tanke.
Nach rund 20 Minuten war das gröbste vorbei und wir fuhren weiter Richtung Süden. Das Wasser kam von überall gelaufen. Aber es wurde für den Moment besser, bis wir dann die nächste Gewitterzelle erwischten. Wieder prasselte der Regen auf uns herunter. Ein erneuter kurzer Stopp.
So ging es letztlich den ganzen Nachmittag hindurch. Trocken, Regen, Starkregen, trocken usw. Es ist unglaublich in wie viele Gewitter man im Laufe eines Nachmittags geraten kann. Zwei Mal gab es Abwechslung, in Form von Hagel :(
Gegen halb 5 tauchte am Horizont Chisinau, die Hauptstadt Moldawiens vor uns auf. Es war bewölkt und trocken, Das Thermometer kletterte auf knapp über 30 Grad. Etwas Stadtverkehr durch die nicht wirklich reizvolle Stadt und wir erreichten unser Hotel. Erst mal heiß duschen und trocken legen.
Immer noch lagen Gewitter in der Luft. Eine kurze Trockenpause nutzen wir um in eine nahegelegenes Restaurant zu spazieren, wo wir uns die regionale Küche schmecken ließen. Eine weitere Regenpause nutzten wir für den Weg zurück ins Hotel.
Tag 9 Sonntag 19. Mai 2019 182 KM
Wieder hatten wir gegen neun die Mopeds gepackt. Heute am Sonntag war um diese Zeit noch wenig Verkehr in der Stadt. So gelangten wir zügig zum Stadtrand, wo wir noch die restlichen Leus vertankten. Dann rolten wir endgültig hinaus aus Chisinau. Nach rund 60 KM dann plötzlich ein Militärposten, der den durchfahrenden Verkehr kontrollierte. Wir hatten die Pridnestrowische Moldauische Republik erreicht, ein Staat, der sich von Moldawien abgespalten hat, bis dato aber nicht anerkannt wird. Aber es gibt ihn, und somit mussten wir kurze Zeit später an einer Grenze stoppen.
Wir marschierten in ein Häuschen, in dem wir ein Zettelchen bekamen, auf dem stand, dass wir im Transit unterwegs sind und innerhalb von 10 Stunden wieder ausreisen müssen. Gleich nach der Einreise gelangten wir in die Hauptstadt Tiraspol. Hier stoppten wir gleich zu Beginn an einem großen Supermarkt, am Ende der Stadt an einem Café in das wir einkehrten. Die Stadt selbst wirkte nicht wirklich reizvoll auf uns. Sie war optisch geprägt durch die früheren Sowjetzeiten.
Nach Tiraspol folgten noch rund 25 KM Landstraße, bevor wir wieder die Grenze erreichten. Erst mal der Posten der PMR, an dem wir nur unser Zettelchen wieder abgeben mussten. Dann fuhren wir über eine Brücke, die uns zur ukrainischen Grenze führte. Hier standen doch einige Fahrzeuge an. Langsam rollten wir an dem Stau vorbei. Erster Stopp wieder bei einem jungen Soldaten, der wieder die Kennzeichen auf ein Zettelchen notierte und uns überreichte. Dann ging es auf das Gelände der Grenze. Hier mussten wir erst noch zum Moldawischen Zöllner. Nächste Station der ukrainische Zoll. Kontrolle der Dokumente, Stempel und wir mussten zum nächsten Häuschen. Bevor wir wieder auf die Mopeds aufsteigen konnten, folgte noch eine Kontrolle unseres Gepäcks. Als wir auch dies hinter uns hatten, rollen wir langsam hinaus aus dem Gelände. Ganz am Ende ein Wachsoldat, der wieder das Zettelchen mit all den Stempeln einsammelte – geschafft.
Wir waren wieder in der Ukraine. Meistens schnurgerade führte die Straße ostwärts Richtung Schwarzes Meer. Noch eine kurze Brotzeitpause, bevor wir dann gegen 4Uhr Odessa erreichten.
Direkt an der Deribasovskaya, der Flaniermeile Odessas checkten wir im Hotel Deribas ein. Parken konnten wir nur wenige Meter entfernt in einer Tiefgarage. Nachdem wir alle geduscht hatten, konnten wir noch Wäsche waschen. Immerhin werden wir 2 Nächte bleiben.
Dann folgte ein erster Bummel über die Deribasovskaya und danach zur berühmten Potemkinschen Treppe. Später kehrten wir, wieder zurück auf der Deribasovskaya, zum Abendessen ein. Heute am Sonntag war mächtig Betrieb und so gab es sehr viel zu sehen und zu beobachten.
Tag 10 Montag 20. Mai 2019
Heute war wieder Moped freier Tag. Erster Programmpunkt war natürlich erst mal gemütlich frühstücken. Hierzu mussten wir ein paar Häuser weiter in die Deribasovskaya in ein Café. Hier konnten wir gleich nahtlos an den gestrigen Abend anknüpfen – Leute beobachten und ablästern :)
Danach bummelten wir los in Richtung der Potemkinschen Treppe. Wir ließen uns in aller Ruhe treiben, schauten hier, kuckten da. Direkt am Meer dann eine erste Pause, um den Beinen ein wenig Erholung zu gönnen.
Dann ging es wieder die 192 Stufen der Treppe nach oben. Mit Blick auf die Statue von Katharina der Großen gönnten wir uns einen kleinen Snack. Kaffee tranken wir etwas später an der Deribasovskaya.
Da wir nur noch ein paar Meter vom Hotel saßen, beschlossen wir erst mal für ein gutes Stündchen die Beine hochzulegen, bevor wir eine letzte Runde durch einen kleinen Stadtpark und dann in ein ukrainisches Lokal zu drehen. Dort ließen wir uns Borsch, Schaschlik und mehr schmecken. Den Absacker gab es heute in Form von Kirschlilör gleich gegenüber des Hotels.
Tag 11 Dienstag 21. Mai 2019 297 KM
Bevor wir los fuhren gab es wieder Frühstück im Café um die Ecke. Danach umziehen und Gepäck vom 3. bzw. 4. Stock runter schleppen. Während Birgit das Gepäck bewachte marschierte der Rest los, um die Mopeds aus der Tiefgarage zu holen. Unterstützt wurden wir von einem netten Angestellten des Hotels. Zum einen konnte er uns zeigen wohin wir genau müssen um zu zahlen, zum anderen konnte er den Preis um ein Drittel günstiger verhandeln. Vor dem Hotel packten wir unsere Siebensachen, dann ging es los. Gleich zu Beginn mussten wir eine Baustelle umfahren, dann gelangten wir auf eine breite Ausfallstraße, der wir noch deutlich über 10 KM folgen mussten, bis wir die Stadtgrenze Odessas hinter uns gelassen haben, Noch ein gutes Stück blieben wir auf dieser 4-spurigen Straße, bevor wir auf eine kleinere Nebenstrecke abbogen.
Das Wetter war schön, nicht zu warm und nicht zu heiß und sonnig. Die Landschaft bot eher wenig Abwechslung, die Straßen dafür umso mehr. Von nagelneu und somit perfekt bis unterirdisch schlecht war alles im Wechsel vertreten. Oft fuhren wir relativ lange, bis wir wieder Häuser sahen.
In Veselynove stoppten wir, um uns mit Brot, Wurst und Käse einzudecken. Gleich nach der Stadtgrenze stoppten wir um uns darüber her zu machen.
Bei der Weiterfahrt ging es weiter wie bisher. Neue Straßen und Schlaglochslalom im Wechsel. Unseren Nachmittagskaffee gab es dann an einem kleinen Tante-Emma-Laden in Hannivka.
Danach folgten einige Kilometer Schotterpiste, bevor wieder auf eine Hauptstraße einbiegen konnten. Die letzten rund 50 Kilometer holperten wir auf einer kerzengeraden Strecke nach Kirovograd, wo wir in einem nagelneuen topmodernen Hotel günstig einkehrten.
Nachdem wir alle stadtfein waren, spazierten wir zur hiesigen überschaubaren Fußgängerzone, wo wir auch zum Abendessen einkehrten. Etwas später bummelten wir bei immer noch angenehmen Temperaturen zurück zum Hotel.
Tag 12 Mittwoch 22. Mai 2019 300 KM
Morgens als wir aufwachten hörten wir das Grollen von einem Gewitter und es regnete auch. Der Wetterbericht besagt, dass es bis wir abfahren aufhören soll. Es klappte tatsächlich, als wir gegen halb zehn den Hotelhof verließen war alles vorbei. Es war zwar bewölkt und grau aber trocken, die Temperaturen um die 20 Grad. Es ging nahtlos so weiter, wie es gestern aufhörte. Die Straßenverhältnisse von perfekt bis unterirdisch, unser Fortkommen demzufolge von sehr langsam bis ziemlich flott.
In einem der kleinen Dörfer stoppten wir wieder um uns in einem kleinen Laden Proviant zu holen. Während unseres Einkaufaufenthalts hat es doch tatsächlich begonnen leicht zu tröpfeln. War aber alles halb so schlimm. Weder die Straßen noch unsere Klamotten wurden wirklich nass. Um die Mittagszeit, hatten wir eine Hauptstraße erreicht, die direkt nach Kiew, unserem heutigen Tagesziel führt. Wir bogen ein Mal kurz ab, um unsere Mittagspause einzulegen.
Im Anschluss nahmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Je näher wir der ukrainischen Hauptstadt kamen, desto besser wurde die Straße, die letzten rund 30 KM waren sogar Autobahn ähnlich und in hervorragendem Zustand. Die Infrastruktur hatte deutlich zugenommen. Schneller als befürchtet gelangten wir in das Zentrum der Millionenmetropole, wo wir in unserem Quartier eincheckten. Unsere Mopeds konnten im Hinterhof perfekt parken.
Gegen 18:00 Uhr zogen wir los. Gleich ums Eck war der berühmte Unabhängigkeitsplatz von Kiew, der Majdan. Hier gab es jede Menge anzusehen und zu entdecken. In einem georgischen Restaurant aßen wir zu Abend. Den Absacker gab es dann wieder in einer Seitenstraße des Majdan – auch in Kiew gab es die „Betrunkene Kirsche“.
Tag 13 Donnerstag 23. Mai 2019 303 KM
Gefrühstückt haben wir heute direkt am Majdan in einem kleinen Straßencafé. Danach gingen wir zurück zum Hotel und packten. Gegen halb 10 fuhren wir aus dem Hinterhof des Hotels zum Majdan und standen erst mal im Stau. Nur Stück für Stück ging es vorwärts. Erst hinunter auf den Weg zum Dnepr wußten wir warum. Ein ausgebrannter Audi versperrte den Weg und war Auslöser des Verkehrschaos.
Als wir an der Engstelle vorbei waren ging es gleich schneller vorwärts. Es waren noch viele Kilometer entlang des Dnepr, bis wir die Stadtgrenze Kiews erreicht hatten. In Vyshhorod querten wir über die Brücke eines Wasserkraftwerks den Dnepr ostwärts und hatten Richtung Süden nochmal einen tollen Blick auf die Skyline Kiews. Jetzt wurde es deutlich ruhiger. In einem der vielen kleinen Dörfer vertankten wir unsere letzten Hrywni.
Weiter ging es auf meist schnurgeraden Straßen durch einsame Wälder. Irgendwo links von uns auf der anderen Seite des Dnepr stand die Ruine Tschernobyls. Plötzlich und unerwartet wurde unsere Fahrt unterbrochen. Neben einem Kasernengelände standen schon einige Fahrzeuge. Als wir diese passieren wollten stoppte auch uns ein Soldat mit wehenden Fahnen. Scheinbar ein Manöver, da neben uns immer wieder Schüsse fielen. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir weiter fahren. Irgendwann begann es buchstäblich aus heiterem Himmel zu regnen. Das muss jetzt aber wirklich nicht sein. Musste es auch nicht – ein paar Kilometer später endete der Spuk. Nach einem Abzweig bekamen wir nochmals alles schlechte was ukrainische Straßen zu bieten haben. Schlaglöcher und dann auch noch Betonplatten mit abstehenden Armierungseisen - ganz toll.
Aber auch das war bald geschafft und wir bogen auf eine Hauptstraße, die uns zur nahen weißrussischen Grenze brachte. Zunächst mal der ukrainische Posten. Hier verbrachten wir etwas mehr als eine halbe Stunde, bis wir alle Stempelchen hatten und wir nach Abgabe des Handzettels den Grenzposten verlassen konnten.
Über eine große Brücke überquerten wir wieder den Dnepr. Dann noch ein zwei Kilometer und wir erreichten den belarussischen Grenzposten. Zunächst versperrte uns noch eine rote Ampel und eine geschlossene Schranke den Weg. Es wurde grün, die Schranke ging nach oben und wir rollten in den Grenzposten. Mopeds abstellen, Helme runter und dann mal alle Papiere abgeben. Nach Kontrolle der Dokumente wurden die Mopeds durchsucht. Dann bekamen wir Pass und Fahrzeugpapiere zurück. Der nächste Zollbeamte kam auf uns zu. Er übergab uns ein Formular und eine deutsche Erklärung wie das Formular auszufüllen ist. Als auch das erledigt war, hieß es Pass und Fahrzeugschein inkl. ausgefülltem Formular an einem Schalter abgeben und warten. Dann wurden die Mopeds erneut kontrolliert.
Nach gut 60 Minuten hatten wir auch die weißrussische Grenze erfolgreich passiert und es ging wieder weiter. Wir waren überrascht wie gut die Straßen hier im Vergleich zu denen in der Ukraine waren. Qualitativ wirklich gut, kaum Ortsdurchfahrten und keine Kurven. So kamen wir sehr zügig voran und erreichten gegen halb sechs unser Quartier.
Wir checkten ein, mussten dann aber bis 20 Uhr warten, bis wir endlich was zu essen bekamen. Lore und ich spazierten in der Zwischenzeit mal kurz durchs Dorf und gelangten am Ortsende zum Dnepr, der hier langsam und träge durch die Landschaft floss. Unsere Abendessen danach war zwar nicht sehr üppig aber durchaus lecker.
Tag 14 Freitag 24. Mai 2019 321 KM
Das heutige Frühstück fiel für uns etwas ungewöhnlich aus. Es gab Buchweizengrütze selbstgemachten Quark mit Früchten und etwas Wurst und Käse mit Brot. Danach hieß es wieder packen. Wieder war es rund 9:30 Uhr als wir unsere Anlasser drückten. Zunächst fuhren wir noch durch das nahegelegene Dorf hinunter zum Fluß Dnepr.
Dann ging es ein Stück zurück auf der Strecke, auf der wir tags zuvor gekommen waren. Es ging genau so unspektakulär weiter wie es gestern endete. In der nächsten etwas größeren Stadt tankten wir erst mal. Das war gar nicht so einfach. Die erste Tanke, die wir ansteuerten hatte nur Sprit mit 92 Oktan – also weiter zur nächsten. Hier war einiges los, aber es gab das richtige Benzin. Üblich ist es hier, erst zu zahlen und dann die entsprechende Menge zu tanken. Wir wollten aber unsere Tanks voll haben. Also erst mal die Kreditkarte abgeben und die Zapfsäule frei schalten lassen. Das funktionierte leider nur bedingt. Es gab einige Verwirrung, bis wir alle getankt und bezahlt hatten. Dann fuhren wir weiter Richtung Minsk. Gegen Mittag stoppten wir an einem kleinen Parkplatz um unsere zuvor gekauften Vorräte zu genießen.
Die letzten rund 130 KM nach Minsk fuhren wir dann auf einer Mautstraße. Hierzu sollten wir an einer Mautstation erst mal die Maut zahlen. Hierauf hatte uns der Zöllner bei der Einreise extra noch hingewiesen. An der Mautstelle dann aber der Hinweis, dass Motorräder mautfrei sind - hmm. Auf der autobahnähnlichen Straße kamen wir zügig vorwärts. Gewöhnungsbedürftig für uns waren die Fußgängerüberwege, Ampeln teilweise Radfahrer (die auch mal entgegen der Fahrtrichtung unterwegs waren) und Traktoren – andere Länder andere Sitten.
Dann kamen wir nach einer kurzen Kaffeepause an einer Tanke in Minsk an. Über eine breite achtspurige Straße gelangten wir schnell ins Zentrum zu unserem vermeintlichen Ziel.
Dort angekommen machte ich mich auf die Suche nach unserem gebuchten Apartment. Leichter gesagt als getan. Ich drehte einige Runden um den vermeintlich richtigen Häuserblock. Erst mit Unterstützung eines Einheimischen, der beim Vermieter anrief ging es vorwärts. Wir bekamen eine andere Adresse, die wir dann ansteuern sollten. Also, alles aufgesessen und nochmal eine Runde durch den Stau des Stadtzentrums. Das war es aber auch noch nicht. Ausgerechnet die Straße in die wir mussten, war von beiden Seiten von der Polizei abgesperrt. Irgendwann wurden wir von Oleg eingesammelt, der uns dann zu unserer Unterkunft brachte. Parken konnten wir in einem abgesperrten Hinterhof. Jetzt aber schnell raus aus den verschwitzten Mopedklamotten und duschen. Danach zogen wir los um die Gegend ein wenig zu erkunden und später natürlich zu essen. Auf dem Rückweg zum Apartment fing es dann noch an zu regnen (hatten wir ja noch nicht genug).
Tag 15 Samstag 25. Mai 2019 272 KM
Heute startete unsere dritte Urlaubswoche. In einem Restaurant gleich um die Ecke gab es sehr leckeres und reichhaltiges Frühstück. Als wir zurück zum Apartment gingen, wartete dort schon die Reinigungsfrau und kurze Zeit danach kam auch Oleg, um den Schlüssel wieder zu übernehmen.
Gegen 10 stürzten wir uns dann in den Stadtverkehr der Millionenstadt. Über den Nezavisimosti Prospekt ging es zum Leninplatz und dann nordwärts über breite Ausfallstraßen hinaus aus der Stadt. Die Verkehrsdichte war jetzt am Samstagvormittag moderat und so hatten wir bald die Stadtgrenze hinter uns. Zunächst 4-spurig, danach 2-spurig fuhren wir in Richtung Litauen. Bei unserem Tankstop hatten wir die Gelegenheit unseren Vorrat an belarussischen Rubeln zu vertanken.
Gleich nach dem Tanken rundete Tommes´ 1100er. Er hatte die 200.000 KM-Marke erreicht. Das musste natürlich mit einem Foto dokumentiert werden.
Jetzt ging es eher auf Nebenstrecken weiter. Um halb zwei erreichten wir schließlich den Grenzübergang, der uns zurück in die EU nach Litauen führen wird. Wir wählten wieder einen kleineren Grenzübergang abseits der Hauptrouten. Es dauerte rund eine Stunde, bis wir zunächst den weißrussischen, danach den litauischen Zoll hinter uns hatten.
Gleich nach der Grenze hatte sich so ziemlich alles verändert. Es war hügeliger, es gab wieder Kurven und auch die Dörfer sahen anders aus, als die in Weißrußland. In einem der ersten Dörfer bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren nordwärts entlang der Grenze. An einem Dorfladen stoppten wir um ein wenig Proviant einzukaufen, den wir gleich noch vor Ort vernichteten.
Danach fuhren wir zum geographischen Mittelpunkt Europas, der rund 30 Kilometer nördlich von Vilnius liegt.
Die anschließende Fahrt in die Hauptstadt Litauens ging relativ schnell. Erst noch eine Umleitung, dann eine 4spurige Hauptstraße. Von der Stadtgrenze waren es noch rund 12 Kilometer bis zu unserer Unterkunft im Zentrum der Stadt. Auch heute meinte es Petrus nicht gut mit uns. 5 Kilometer vor unserem Ziel musste es nochmal beginnen zu schütten - duschen wollten wir eigentlich erst nach Ankunft. Eine Stunde später zogen wir dann los um die City etwas zu erkunden.
Tag 16 Sonntag 26. Mai 2019
Auch in Vilnius legten wir einen Tag Pause ein. So hatten wir nach einem gemütlichen Frühstück in unserem B&B viel Zeit ausgiebig die City von Vilnius zu erkunden. Zunächst ging es zur Kathedrale St. Stanislaus, dann hinauf zum Gediminas-Turm, der auf einem Hügel oberhalb der Altstadt thront. Von hier oben hatten wir einen tollen Rundumblick über Vilnius.
Gleich unterhalb des Hügels konnten wir über einen Markt schlendern. Als wir dann in der Republik Uzupis, einem Künstlerviertel, ankamen, kehrten wir erst mal ein um uns ein wenig zu stärken.
Weiter ging es danach durch das Künstlerviertel und dann hinauf zum Stadtwall, in dem sich ein Museum befand. Wie schon am Gediminas-Turm gab es auch hier freien Eintritt.