Ostwärts Teil 2
Jetzt hatten wir schon fast den ganzen Stadtkern durchwandert. In einer kleinen Kneipe kehrten wir erneut ein, bevor wir über den zentralen Platz an der Town Hall zurück zum Hotel spazierten.
Jetzt erst mal die Beine hoch und etwas ausruhen, bevor wir in einem nahegelegenen Restaurant essen gingen. Ein paar Häuser weiter gab es danach noch den Absacker.
Tag 17 Montag 27. Mai 2019 350 KM
Um kurz nach neun fuhren wir hinaus aus dem Hinterhof unseres Hotels. Breite Ausfallstraßen brachten uns schnell raus aus der Stadt. Schon eine gute halbe Stunde nach unserer Abfahrt erreichten wir unser erstes Tagesziel Trakai. Hier steht eines von Litauens Wahrzeichen, ein wunderschönes Wasserschloss.
Ab jetzt ging es auf kleineren Nebenstraßen durch die malerische Landschaft. Es war hügelig, kurvig und dazwischen lagen immer wieder kleinere und größere Seen. Auch die Sonne blitzte immer mehr durch die Wolken.
In Alytus, nicht mehr weit von der polnischen Grenze entfernt tankten wir unsere Mopeds und kauften noch im Supermarkt ein. Gegen Mittag rollten wir dann über die Grenze. War das schön, endlich wieder eine EU-Grenze ohne Kontrolle. Schon bald nach dem Grenzübertritt ging es wieder zurück auf kleine Nebenstrecken. In einem kleinen Waldweg stoppten wir um ein wenig zu essen. bevor wir entlang der russichen Grenze weiter westwärts fuhren.
Wir waren in Masuren. Die Landschaft um uns herum ein Traum. Kurz vor Ketrzyn erreichten wir durch die einstündige Zeitverschiebung nach der Grenze unser heutiges Tagesziel schon gegen viertel nach drei.
So konnten wir nach duschen und umziehen gleich nochmal los, um die nahegelegene Wolfsschanze zu besuchen. Lore, Christian und ich fuhren die paar Meter mit dem Moped, Birgit, Tommes und Wolfgang wurde von einem Hotelmitarbeiter chauffiert – sehr nett. Wir konnten in aller Ruhe das weitläufige Gelände in Augenschein nehmen, in dem sich so viel Zeitgeschichte ereignete.
Zurück im Hotel ließen wir uns unser Abendessen schmecken. Der Verdauungsspaziergang führte uns noch zum nahe gelegenen See, an dem wir die Abendstimmung genießen konnten.
Tag 18 Dienstag 28. Mai 2019 306 KM
Die Schlechtwettprognose hatte leider erneut recht. Bei leichtem Regen starteten wir um kurz nach neun in den Motorradtag. Etwas Hoffnung schöpften wir, als es kurz darauf bereits aufhörte zu tröpfeln. Das erste Ziel, das wir heute ansteuerten war das Kloster Heilige Linde. Wir stoppten kurz an dem imposanten Bauwerk.
Schon kurz nach dem Neustart fing es dann wieder an zu regnen. Dieser Wechsel zwischen trocken und nass sollte sich auch durch den Rest des Tages ziehen. Über kleine, teils ruppige Nebenstraßen gelangten wir dann nach Zywkowo, direkt an der russischen Grenze gelegen. Dieses Dörfchen ist bekannt für die extrem hohe Storchenpopulation (es soll hier mehr Störchen als Menschen geben). Leider vermieste uns der Regen die Aussicht auf die vielen Storchennester.
So hielten wir uns nur kurz auf und fuhren gleich weiter. Als wir uns danach dem Städtchen Gorowo Ilawecki näherten, kam von Lore die Meldung, dass sie am Hinterrad Luft verliert. Als wir an der örtlichen Tanke stoppten fanden wir auch den Grund. Ein kleines scharfkantiges Blechteil hatte sich in die Lauffläche des Reifens gebohrt. Nachem wir dieses Teil entfernten verschloß Christian das Loch mit einem Gummipropfen. Etwas warten, Luft rein und…. tataaa - hält.
Es kann weiter gehen. Am Elblag-Kanal stoppten wir erneut. Leider konnten wir die einzigartige Technik, dass Schiffe bergauf über Land gezogen werden nicht live erleben. So blieb uns nur, die Anlage anzuschauen und weiterzufahren.
Noch ein wenig kleinere Straßen warteten auf uns, bevor wir kurz hinter Malbork (Marienburg) noch auf eine Autobahn fuhren, die uns schnell nach Danzig brachte.
Wieder mal war das Problem die letzte Meile. In der City waren wir schnell angekommen, der Weg zum Quartier wurde uns durch gesperrte Straßen verwehrt. So marschierten Tommes und ich erst mal zu Fuß los. Nach ein paar hundert Meter waren wir am Ziel. Nachdem wir eingecheckt hatten gingen wir zurück zum Rest der Truppe. Nachdem wir und kurz beratschlagten, beschlossen wir ein kurzes Stück durch die Fußgängerzone zu fahren. Es war einfach zu weit, um unser gesamtes Gepäck zu schleppen. Geparkt hatten wir dann direkt vor dem Quartier. Das Mädel an der Rezeption wird sich morgen um die entsprechenden Genehmigungen bemühen, die uns das Parken im Innenstadtbereich auch offiziell erlaubt.
So konnten wir schon bald einen ersten Bummel durch die malerische Altstadt unternehmen. Abgerundet wurde das ganze durch ein leckeres Abendessen.
Tag 19 Mittwoch 29. Mai 2019
Um neun starteten wir heute mit einem gemütlichen Frühstück in den Moped freien Tag. Nur ein paar Meter von unserem Quartier entfernt konnten wir bei Sonnenschein das ausgiebige Frühstück genießen.
Danach waren wir gestärkt um als erstes den Rathausturm zu erklimmen. Von hier hatten wir einen tollen Rundumblick über Danzig. Auch die Ostsee konnten wir erblicken.
Nach unserem Abstieg schlenderten wir weiter durch die sehenswerten Gassen der Altstadt.
Am frühen Nachmittag fuhren wir dann mit einem Schiff zur Westerplatte, einer Halbinsel direkt an der Ostsee. Von hier erreichten wir nach wenigen Metern den Strand der Ostsee.
Während Lore und ich nur die paar Meter zur Ostsee spazierten, gingen Birgit, Christian, Tommes und Wolfgang zum Westerplatte-Denkmal, das zu Ehren der polnischen Verteidiger zu Beginn des zweiten Weltkriegs errichtet wurde.
Nach einer Stunde ging es per Schiff zurück ins Zentrum, das wir nach einer dreiviertelstündigen Fahrt erreichten. In der Mariacka gab es Kaffee bzw. Fischbrötchen, danach im Hard Rock Café ein Bierchen.
Nach einer Verschnaufpause in unseren Apartments spazierten wir nochmals zum Dlugi Targ, dem langen Markt. Dieses Mal suchten wir uns ein Restaurant um gemütlich Abend zu essen.
Tag 20 Donnerstag 30. Mai 2019 317 KM
Schon um halb neun rollten wir durch die engen Gassen der Altstadt und gelangten schnell zu einer mehrspurigen Straße, die uns schnell hinaus aus Danzig brachte. Noch ein kleines Stück Autobahn und wir hatten den Dunstkreis der Stadt verlassen. Eine Baustelle und deren Umleitung brachte uns dann nochmal zurück zur Autobahn in die wir nochmal für ein kurzes Stück einfahren mussten. Ausgerechnet dieses Stück war auch noch mautpflichtig. Danach ging es aber endgültig auf kleine Nebenstraßen, die uns unspektakulär südwärts brachten. In Skarszewy stoppten wir am Marktplatz um auf der Terrasse einer Bäckerei unser verpasstes Frühstück nachzuholen. In der Sonne herrschten durchaus angenehme Temperaturen.
Unser Tagesziel Posen rückte immer näher und es ging das letzte Stück hinein in die City wieder auf Hauptstraßen. Je näher wir dem Stadtzentrum kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Schließlich tauchten wir noch ein in die kleinen Gassen der Altstadt. Noch ein paar mal abbiegen und wir standen vor dem Hotel.
Mopeds abpacken, einchecken und dann erst mal die Mopeds sicher um die Ecke in einem bewachten Hinterhof parken. Danach raus aus den Mopedklamottten und erst mal duschen.
Gegen sechs zogen wir dann los um die sehenswerte Altstadt zu erkunden. Los ging es gleich ums Eck am Stary Rynek, dem alten Markt. Hier auf dem wirklich reizvollen Markplatz gab es viel zu sehen und zu entdecken. Wir kehrten gleich noch auf ein Bierchen und ein letztes polnisches Abendessen ein.
Gesättigt und gestärkt marschierten wir danach noch zu einem Stadtpark etwas nördlich des Zentrums. Hier befand sich u.a. ein Militärmusem.
Mittlerweile war es dunkel geworden und wir schlenderten nochmal über den Altstädter Ring zurück zum Hotel.
Tag 21 Freitag 31. Mai 2019 338 KM
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück holten wir erst mal unsere Mopeds, um direkt vor dem Hotel zu packen. So gegen halb zehn suchten wir uns den Weg hinaus aus dem Gassengewirr der Altstadt. Auf der Hauptstraße, die südwärts aus der Stadt führte bremsten viel Ampelstopps unseren Vorwärtsdrang. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis wir endlich freie Fahrt hatten. Wieder ging es zunächst auf Hauptstraßen, dann auf kleineren Nebenstraßen weiter südwestwärts. In einem kleinen Waldstück stießen wir auf einen „Truckstop“ wo wir anhielten. Beim Anblick einer Gulaschkanone konnte Christian und Tommes nicht widerstehen. Sie orderten ein deftiges Süppchen.
Bei der Weiterfahrt standen wir plötzlich und unerwartet vor der Oder, die wir per Fähre überqueren mussten.
Der nächste Stopp war dann erst in Zary, wo wir unsere letzten Zlotys vertankten. Danach folgten wir dem Verlauf der polnisch-deutschen Grenze. In Przewoz bzw. Podrosche wechselten wir hinüber auf die Westseite der Weichsel und waren somit in Deutschland angekommen. Wir fuhren aber dennoch weiter entlang der Grenze. Durch Görlitz und Zittau ging es immer weiter nach Süden. Nur wenige Kilometer südlich von Zittau erreichten wir schließlich Tschechien. Gleich in Jablonne v Podjestedi stoppten wir noch um uns Kronen am Geldautomaten zu ziehen. Gegen halb fünf kamen wir schließlich im Motoclub Pekelne Doly an. Dieser Motorradtreff, der sich in einer Höhle befindet ist weit über die Grenzen hinaus bekannt.
Da wir schon relativ nah an unserem Tagesziel waren, konnten wir ausgiebig einkehren und das muntere Treiben beobachten. Nach 1 ½ Stunden Pause nahmen wir dann die letzten 25 Kilometer zu unserer Pension unter die Räder.
Nach duschen und umziehen musste jetzt Essbares her. Das gab es leider nur in dem rund 2 ½ KM entfernten Cesky Kamenice. Während Birgit, Christian, Tommes und Wolfgang sich zu Fuß auch den Weg machten, wählten Lore und ich die bequemere und schnellere Variante mit dem Moped – der Hunger war einfach schon viel zu groß. Am Marktplatz trafen wir uns in einem Restaurant, in dem wir sehr gut und preiswert essen konnten. Erst gegen elf machten wir uns auf den Weg zurück nach Kunratice zur Pension.
Tag 22 Samstag 01. Juni 2019 438 KM
Nach einem sehr üppigen Frühstück in unserer Pension hieß es Abschied nehmen. Heute trennten sich unsere Wege. Tommes wird von hier aus gleich nach Hause ins Sauerland fahren. Birgit und Christian wollen noch einen Abstecher nach Spindlermühle einbauen. Dort hat Birgit´s Mama ihre Wurzeln. Wolfgang will den schnellsten Weg nach Hause einschlagen. Lore und ich wollen zumindest zu Beginn gemütlich über die Dörfer kurven.
Nachdem wir alle gedrückt hatten, startete wir als erstes gegen dreiviertel zehn in einen sonnigen Mopedtag. Über meist kleine Nebenstrecken düsten wir durch Böhmen. Ein letzter Tankstopp und kurz vor der Grenze noch ein Halt an einem Restaurant, wo wir nochmal sehr preiswert schlemmen konnten. Bei Furth im Wald folgte unser letzter Grenzübertritt. Wir waren wieder zurück in Bayern.
Ab der Grenze fuhren wir dann auf Hauptstraßen, von Regensburg bis in die Holledau sogar ein kleines Stück Autobahn. So kamen wir rechtzeitig nach Hause, um unseren beiden Enkeltöchtern noch einen Besuch abstatten zu können.
Unsere Reise in Zahlen
Gesamtkilometer (Kalle) 5.544
davon in
Transnistrien
46
Österreich 90
Slowakei 216
Litauen 272
Moldawien
304
Deutschland 461
Weißrussland 636
Tschechien 765
Ukraine 1.333
Polen 1.421